Übungen bei einem Bandscheibenvorfall in der BWS

Von einem Bandscheibenvorfall spricht man, wenn Gewebe der Zwischenwirbelscheibe (Bandscheibe) aus dieser herausgetreten ist. Man spricht von einem Prolaps, solange das Gewebe noch Kontakt zur Bandscheibe hat, und von einem Sequester, wenn der Kontakt zur Bandscheibe verloren gegangen ist. Eine Protrusion ist die Vorstufe eines Bandscheibenvorfalls, die Bandscheibe ist intakt, aber es kommt zur Vorwölbung von Gewebe. In der Brustwirbelsäule sind Bandscheibenvorfälle im Vergleich zur Lendenwirbelsäule oder auch zur Halswirbelsäule sehr selten. Dies liegt an der mechanischen Stabilität der Brustwirbelsäule durch den Thorax.

Übungen

Übungen bei Bandscheibenvorfällen in der BWS sollen in der Akutphase der Schmerzlinderung dienen und das gereizte Gewebe entlasten. Nach einer gewissen Ausheilung geht es besonders darum, die Haltung der BWS zu korrigieren und für eine muskuläre Stabilität zu sorgen, um Überbelastungen zu vermeiden. Hierbei können neben Kräftigungsübungen für zu schwache, auch Dehnübungen für verkürzte Muskelgruppen in Frage kommen.

Meistens ist eine mangelnde Aufrichtung ursächlich für die Fehlbelastung in der BWS. Übungen mit dem Theraband können sehr gut die aufrichtende Muskulatur stärken. Auch gerätegestütztes Training (Rudergerät, Butterfly Reverse, Lat-Zug) im Fitnessstudio kann nach vorheriger Einweisung geeignet sein, um nach einem Bandscheibenvorfall in der BWS für eine Verbesserung der Aufrichtung zu sorgen.

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Das Theraband kann auch zu Hause genutzt werden. Man kann es beispielsweise an einer Tür oder einer Säule befestigen, sodass zwei Enden des Bandes greifbar sind. Man positioniert sich so vor dem Band, dass beim Heranziehen die 90 Grad angewinkelten Ellenbogen gerade am Brustkorb vorbei gezogen werden können, ohne dass die Schultern angehoben werden müssen. Eventuell bietet sich eine leichte Kniebeugeposition an. Die Enden des Therabands werden zum Körper gezogen, die Ellenbogen ziehen eng am Körper vorbei, die Schulterblätter werden zusammengezogen. Die Endposition wird etwa 5 Sekunden gehalten, bevor sie wieder gelöst wird. Die Übung wird in 3 Sätzen mit je 15 Wiederholungen ausgeführt.

Dehnungsübungen können beispielsweise hilfreich sein, wenn eine Verkürzung der Brustmuskulatur eine physiologische Haltung der BWS behindert. Man stellt sich direkt vor eine Wand, legt einen Arm auf Schulterhöhe flach oder mit 90 Grad angewinkeltem Ellenbogen an die Wand und dreht dann den Oberkörper von dem Arm weg, sodass die Brust gedehnt wird. Der Arm bleibt an der Wand liegen, auch die Schulter sollte möglichst nahen Kontakt zur Wand halten. Die Dehnposition kann durch vertiefte Atemzüge verstärkt werden und sollte etwa 20-30 Sekunden gehalten werden bevor sie wieder gelöst wird.

Es gibt eine Vielzahl von weiteren Übungen, die individuell auf den Patienten abgestimmt werden sollten.

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Therapie

In der Therapie nach einem Bandscheibenvorfall in der BWS unterscheidet man eine akute und eine rehabilitative Phase.

In der Akutphase gilt es zunächst die Schmerzen zu lindern und die Heilung zu fördern. Hierzu können sanfte Weichteiltechniken, Wärmeanwendungen (z.B. Fango oder Rotlicht), leichte Mobilisations- und Dehntechniken angewendet werden.

Im Verlauf der Therapie des Bandscheibenvorfalls nimmt die Intensität der Behandlung zu, dem Patienten werden Übungen gezeigt, welche er auch in Eigenregie zu Hause ausführen sollte. Eine Haltungskorrektur ist essentiell, um schädigende Überbelastungen zu vermeiden, aber auch der rückengerechte Umgang im Alltag sollte erlernt werden. Therapeutische Techniken aus dem Bereich der manuellen Therapie finden ebenfalls Anwendung, um eventuelle Bewegungseinschränkungen zu behandeln. Ein bewusster Umgang mit dem Rücken ist wichtig, jedoch sollte dies nicht bedeuten, dass dieser im Alltag weniger eingesetzt wird. Ein gesunder Rücken ist immer auch ein beweglicher Rücken. Übermäßige Schonung kann kontraproduktiv sein!

Symptome

Kommt es dennoch zu einem Bandscheibenvorfall ist dieser in der BWS häufig symptomfrei, da austretendes Gewebe aufgrund der Anatomie der BWS seltener als in den anderen Wirbelsäulenabschnitten auf empfindliches austretendes Nervengewebe trifft. Wenn es zu Nervenreizungen kommt, sind häufig die Intercostalnerven (Zwischenrippennerven) betroffen. Es kann dann zu ausstrahlenden Schmerzen im Thoraxbereich kommen. Die Schmerzen ziehen sich meist gürtelförmig um den Brustkorb. Ausstrahlungen in die Extremitäten kommen, anders als bei Bandscheibenvorfällen in der HWS oder der LWS, nicht vor. Es kann allerdings bei Reizung der Intercostalnerven zu Einschränkungen und Schmerzen während der Atmung kommen. Lokale Rückenschmerzen und Sensibilitätsstörungen sind möglich. Auch Verspannungen der Muskulatur im betroffenen Gebiet treten häufig auf.

In Folge des Bandscheibenvorfalles kann es zu einer Nervenwurzelkompression kommen. Was Sie bei einer Nervenwurzelkompression in der BWS tun können, erfahren Sie in unserem Artikel  Übungen bei einer Nervenwurzelkompression in der BWS!

Brustschmerzen

Da aus dem Rückenmark der Brustwirbelsäule Nerven austreten, die auch unseren Thorax sensibel und motorisch versorgen, kann es bei einem Bandscheibenvorfall in der BWS gelegentlich zu Reizungen dieser Nerven und in Folge dessen zu Schmerzen in deren Versorgungsgebieten kommen. Dies kann sich unter anderem in Brustschmerzen äußern. Brustschmerzen in Verbindung mit einem Bandscheibenvorfall sind häufig und können beim Patienten leicht für Irritation und Angst sorgen, da sie mit organischen Beschwerden, z.B Herzproblemen, in Verbindung gebracht werden. Schmerzen, die durch einen Bandscheibenvorfall verursacht werden, verlaufen meist gürtelförmig um den Thorax entlang der Rippen und können durch Druck auf die Wirbelsäule oder eine bestimmte Bewegung provoziert werden. Treten die Schmerzen längerfristig, unabhängig von Bewegungen oder in Begleitung anderer Symptome auf sollte dringend eine ärztliche Diagnostik erfolgen, um die Ursache der Schmerzen abzuklären.

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Wirbelblockade

Eine Wirbelblockade in der BWS tritt wesentlich häufiger als ein Bandscheibenvorfall auf, kann aber ganz ähnliche Symptome mit sich bringen. Beispielsweise kann es durch eine ruckartige Bewegung oder einen heftigen Muskelzug (z.B nach Husten) zu einer kleinen Veränderung in der Gelenkmechanik eines Wirbelgelenks kommen. Dies kann ebenfalls zu Nervenreizungen führen und thorakale Schmerzen verursachen, die Atmung behindern und zu lokalen oder auch ausstrahlenden Rückenschmerzen in der BWS führen.

Die Blockade geht meist mit einer Bewegungseinschränkung in eine bestimmte Richtung einher. In der Therapie kann sie durch Mobilisationstechniken gelöst werden. Treten derartige Blockaden häufiger auf sollte die Statik und die Haltung des Patienten überprüft werden, da eine einseitige Überbelastung wahrscheinlich ist. Im Bereich der BWS kann es zu Blockaden an den Wirbelgelenken kommen, häufig blockieren aber auch die Rippengelenke, was zu heftigen atmungs- und bewegungsabhängigen Schmerzen führen kann. Auch die Rippengelenke können manuell mobilisiert werden. Nach einer Mobilisation ist bei einer Blockade meist mit einem schnellen Abklingen der Symptome zu rechnen.

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Atemnot

In Folge eines Bandscheibenvorfalls in der BWS kann es zu Atembeschwerden und sogar zur Atemnot kommen. Durch die Reizung der Interkostalnerven kann die Atembewegung schmerzhaft eingeschränkt sein, auch die Rippenbeweglichkeit kann durch Verspannungen in der BWS beeinträchtigt werden. Rippengelenke können blockieren und verursachen stechende Schmerzen während der Atmung. Treten die Atembeschwerden längerfristig, ausschließlich belastungsabhängig und nicht durch die Bewegung der Wirbelsäule beeinflussbar auf, sollte dringend eine ärztliche Untersuchung zur Abklärung anderer Uraschen erfolgen.

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Zusammenfassung

Ein Bandscheibenvorfall in der BWS ist äußerst selten, kann aber zu unangenehmen Symptomen führen. Neben lokalen oder ausstrahlenden Rückenschmerzen und Verspannungen kann es zu gürtelförmigen thorakalen Schmerzen, Brustschmerzen oder auch Einschränkungen der Atmung kommen. Die Therapie ist zunächst auf eine symptomatische und heilungsfördernde Zielsetzung ausgerichtet, im Verlauf soll allerdings die ursächliche Überbelastung der Strukturen durch gezielte Haltungskorrektur und Kräftigung verbessert werden. Der Patient sollte auch selbstständig ein Hausaufgabenprogramm absolvieren und im Alltag bewusst mit seinem Rücken umgehen.