Die Physiotherapie bildet einen der Standpfeiler bei der konservativen Therapie von einem Bandscheibenvorfall in der BWS. Die Ziele der Physiotherapie sind es dabei, die Schmerzen und Störungen die durch den Bandscheibenvorfall entstehen, zu verringern, die umliegende stark beanspruchte Muskulatur zu entlasten und zu kräftigen, vorliegende Fehlhaltungen und daraus resultierende Überbelastungen der Brustwirbelsäule zu korrigieren oder zu verbessern und allgemein die Kraft und Beweglichkeit der Wirbelsäule zu steigern, um auch präventiv weiteren Bandscheibenvorfällen vorzubeugen.
Bei der Behandlung kann der Physiotherapeut auf ein großes Reservoir verschiedener Therapieansätze zurückgreifen. Dazu gehören neben der klassischen Krankengymnastik mit zahlreichen Übungen zur Dehnung, Kräftigung, Stabilisierung und Mobilisation auch manuelle Therapie, Krankengymnastik am Gerät, Wärme-, Kälte-, und Elektrotherapie sowie Traktionsbehandlungen. Je nach individuellem Befund und Krankengeschichte wird dann ein speziell auf den Patienten abgestimmter Behandlungsplan entwickelt, um den Betroffenen wieder beschwerdefrei in den Alltag zu integrieren. Dieser Prozess dauert je nach Ausprägung und Schweregrad des Bandscheibenvorfalls 8-12 Wochen. Die Physiotherapie bei einem Bandscheibenvorfall in der BWS ist in gleichem Maße fester Bestandteil des Rehabilitationsplanes nach einer Bandscheibenoperation, sollte diese nötig sein.
Die Therapie eines Bandscheibenvorfalls richtet sich zunächst nach Schweregrad des Vorfalls, der Lage des betroffenen Brustwirbels, den Symptomen, dem Alter des Patienten sowie der individuellen Krankheitsgeschichte. Grundsätzlich gibt es zwei mögliche Therapieansätze.
1. Konservative Behandlung
In 70% der Fälle ist eine konservative Behandlung eines Bandscheibenvorfalls an der Brustwirbelsäule möglich. Wie bereits angedeutet besteht diese zum größten Teil aus Physiotherapie und verschiedenen ergänzenden Therapieformen. Bei einem akuten Bandscheibenvorfall ist die oberste Priorität zunächst den Patienten schmerzfrei zu bekommen, dies funktioniert in der Regel mit schmerzstillenden und entzündungshemmenden Medikamenten. Sobald sich die Symptome bessern sollte mit dem aktiven teil der Therapie begonnen werden. Da in vielen Fällen eine zu schwache Muskulatur für den Bandscheibenvorfall verantwortlich ist, gilt es diese zu lockern und zu kräftigen. Dazu werden im Rahmen der Physiotherapie Entspannungsübungen, Massagen, Bewegungstherapie und gezieltes Kraft- und Stabilisierungstraining durchgeführt. Meist bekommt der Patient auch eine Reihe von Übungen mit an die Hand, die er eigenverantwortlich zuhause durchführen soll. Auch Rückenschonende Sportarten wie Schwimmen, Wandern oder Nordic Walking können eine gute Unterstützung der Therapie sein.
Weitere Informationen erhalten Sie in dem Artikel Krankengymnastik Bandscheibenvorfall
2. Operation
Bei der Operation eines Bandscheibenvorfalls in der BWS gibt es verschiedenen Verfahren, die zum Einsatz kommen können. In der Regel sind diese heute Minimalinvasiv, sie hinterlassen also keine großen Operationswunden und verheilen generell schneller.
Interventionelle Schmerztherapie: hierbei werden gezielt Injektionen in die betroffenen Areale abgegeben, die sofort den Schmerz nehmen. Kontrolliert wird das ganze über ein CT, sodass keine wichtigen Strukturen durch die Injektion verletzt werden
Bandscheibendekompression: bei der Dekompression werden durch kleine Einschnitte in der Haut Teile vom Bandscheibenkern abgesaugt, wodurch der Druck auf umliegende Gewebe genommen wird.
PLDD: Bei der perkutanen Laser Diskus Dekompression werden durch den Laser Teile des Bandscheibenkerns verdampft, sensible oder schmerzende Nerven in der Bandscheibe verödet, der Bandscheibenfaserring gefestigt und die Produktion reizerregender Stoffe im Bereich der geschädigten Bandscheibe verhindert.
Im Anschluss an die Operation erfolgt dann eine Rehabilitationsmaßnahme, die auch dazu dient die Rückenmuskulatur zu kräftigen und den Patienten wieder auf einen beschwerdefreien Alltag vorzubereiten. Physiotherapie ist auch hier ein wichtiger Bestandteil der Therapie.
1.) Kräftigung der Muskulatur (Unterarmstütz)
Begeben Sie sich in Liegestütz Position. Die Unterarme liegen auf dem Boden auf, die Beine sind gestreckt und nur die Zehenspitzen sind in Kontakt mit dem Boden. Drücken Sie sich nun hoch, sodass Beine, Wirbelsäule und Kopf eine gerade Linie bilden. Achten Sie darauf, dass das Becken nicht durchhängt. 3 mal 10 Sekunden.
2.) Stabilität und Kräftigung
Begeben Sie sich in den Vierfüßler Stand. Achten Sie darauf, dass ihr Rücken gerade ist und der untere Rücken nicht durchhängt. Strecken Sie nun das linke Bein und den rechten Arm gerade aus. Halten Sie die Position 10 Sekunden und wechseln dann die Seiten. 3 Wiederholungen.
3.) Mobilisierung der Muskulatur
Legen Sie sich auf den Rücken und stellen die Füße nah am Gesäß auf. Die Knie berühren sich und die Arme liegen seitlich entlang des Körpers. Kippen Sie nun die Beine in Richtung Boden. Die Knie bleiben dabei aneinander und die Schultern haben die ganze zeit Bodenkontakt. Kehren Sie dann langsam in die Ausgangsposition zurück und kippen dann zur anderen Seite. Mindestens 10 Wiederholungen pro Seite.
4.) Kräftigung der Rückenmuskulatur
Legen Sie sich auf den Bauch und stellen die Füße auf die Zehenspitzen. Strecken Sie die Arme nach hinten aus und heben sie leicht vom Boden ab. Die Handflächen zeigen dabei in Richtung Zimmerdecke. Der Kopf und Oberkörper wird auch etwa 10cm vom Boden abgehoben. Halten Sie die Position 20 Sekunden. 3 Wiederholungen.
Weitere Übungen finden Sie in den Artikeln:
Ein Bandscheibenvorfall in der Brustwirbelsäule muss nicht immer Symptome verursachen. Ist dies allerdings der Fall, so berichten die Betroffenen häufig von einschießenden Schmerzen im Bereich des Bandscheibenvorfalls, die oftmals einseitig vorkommen. Die Schmerzen werden als drückend oder stechend beschrieben und können auch in andere Areale ausstrahlen. Patienten empfinden dann unter Umständen auch Schmerzen im Bereich des vorderen Brustkorbes, des unteren Rückens oder sogar der Beine.
Sind die Nerven durch den Bandscheibenvorfall stark komprimiert, kann es auch zu neurologischen Symptomen wie zum Beispiel Kribbeln oder Taubheitsgefühlen kommen. Viele Patienten empfinden bei einem Bandscheibenvorfall im Bereich der BWS auch das Gefühl von Atemnot, gerade wenn bewusst tief eingeatmet und der Brustkorb gedehnt wird.
Was sie bei einer Nervenwurzelkompression in der BWS in Folge des Bandscheibenvorfalles tun können, erfahren Sie in unserem Artikel Übungen bei einer Nervenwurzelkompression in der BWS!
Ein Bandscheibenvorfall in der Brustwirbelsäule kommt zwar seltener vor, als ein Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule, ist aber für die Betroffenen nicht weniger schmerzhaft. Entgegen dem Allgemeinen glauben, man müsste sich bei einem Bandscheibenvorfall besonders schonen, ist dies sogar bewiesener Maßen kontraproduktiv für den Heilungsprozess.
Auch dass sich bei einem Bandscheibenvorfall häufig unters Messer gelegt werden muss ist ein weit verbreiteter Irrglaube. Etwa 70% der Bandscheibenvorfälle werden heute konservativ mit Hilfe von Physiotherapie, Schmerztherapie, Schonung und Wärme behandelt. Auch Sport ist, in Maßen und mit Einschränkungen noch möglich.
Zunächst sollten Betroffene jedoch von einem Arzt abklären lassen, wie ernst der Bandscheibenvorfall in der BWS wirklich ist. Dabei kommen bildgebende Verfahren zum Einsatz, die darstellen können, ob die Bandscheibe auf umliegende Strukturen wie zum Beispiel eine Nervenwurzel drückt. Ist dies der Fall und leidet der Patient an Ausfallerscheinungen oder extrem starken Schmerzen kann eine Operation nötig werden. Heutzutage geschieht dies in der Regel durch Minimalinvasive Verfahren, die keine großen operationswunden hinterlassen. Zu den angewandten Methoden zählen die interventionelle Schmerztherapie, wobei CT-gesteuerte Injektionen in den Betroffenen Bereich gespritzt werden, Bandscheibendekompression und PLDD (Perkutane-Laser-Diskus-Dekompression).
Lesen Sie mehr zu diesem Thema in dem Artikel Schmerzen bei einem Bandscheibenvorfall.
Im Zuge eines Bandscheibenvorfalls in der Brustwirbelsäule kann es bei einigen Patienten auch zur Atemnot kommen. Dies kann zum einen darin begründet sein, dass durch den Bandscheibenvorfall beim tiefen Einatmen Schmerzen entstehen und die Patienten durch flache Atmung versuchen dies zu Vermeiden zum anderen können es auch Verspannungen in der Muskulatur sein, die die Probleme verursachen.
Entgegen dem allgemeinen Glauben haben die wenigsten Probleme mit der Atmung etwas mit einer Erkrankung der Lunge an sich zu tun. Die Lunge wird quasi von der ihr umgebenden Muskulatur beatmet indem sie auseinandergezogen und wieder zusammengedrückt wird. Wenn es nun durch einen Bandscheibenvorfall in der Brustwirbelsäule zu Muskelverspannungen kommt, kann davon auch die Atemmuskulatur betroffen sein.
Für die Betroffenen ist das Gefühl keine oder nicht genügend Luft zu bekommen zunächst einmal sehr bedrohlich. Viele fühlen sich hilflos und geraten in Panik, was die Symptomatik nochmals verstärken kann. Es gibt eine Reihe von Übungen und Entspannungstechniken, die den Patienten als Erste Hilfe Maßnahmen bei Atemnot helfen können. Wenn Sie bei sich Atemnot als Begleitsymptom oder ohne erkenntlichen Grund feststellen sollten Sie einen Arzt konsultieren, damit dieser dem Problem auf den Grund gehen kann.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema in dem Artikel BWS-Syndrom - Übungen die helfen
Mittlerweile sind Bandscheibenvorfälle eine Art Volkskrankheit geworden, deren Prävention besonders wichtig ist. Die Therapie geht immer mehr in Richtung konservative Verfahren, wodurch die Physiotherapie hier eine entscheidende Rolle spielt.
Die Physiotherapeuten verrichten dabei jedoch nicht nur eine heilende Arbeit, sondern geben den Betroffenen auch ein umfangreiches Basiswissen und gezielte Übungen mit auf den Weg, um zukünftigen Beschwerden vorzubeugen. Im allgemeinen wird bei der physiotherapeutischen Arbeit darauf geachtet die Haltung des Patienten zu verbessern so wie für eine gute Grundmuskulatur und Stabilität im Bereich der Wirbelsäule zu sorgen, damit diese den Belastungen des Alltags standhalten kann.