Bei einer Nervenwurzelkompression und der daraus folgenden Einengung des Nervs kann es zu unangenehmen Empfindungsstörungen und weiteren Beschwerden kommen. Im Folgenden erfahren Sie, welche Übungen helfen können.
Bei einer bestehenden Nervenwurzelkompression heißt es, rasch zu intervenieren, um Langzeitschäden zu vermeiden. Patienten, bei welchen eine Nervenwurzelkompression festgestellt wird, werden in der Regel zu einem Physiotherapeuten überwiesen. Ziel in der Therapie ist in erster Linie, den Druck von der Wurzel zu nehmen, die Durchblutung und Reizleitung wieder zu fördern. Orientierend an den Symptomen sollen Schmerzen reduziert werden, Bewegung und Wahrnehmung geschult sowie Muskeln gestärkt werden.
Schließlich muss an der Ursache gearbeitet werden, um ein Wiederauftreten zu vermeiden. Dies kann eine Haltungsschule sein inklusive gezieltem und intensivem Muskelaufbau, Reduzierung von komprimierenden Verspannungen und Mobilisierung der einzelnen Wirbelsäulensegmente.
Informationen rund um das Thema Haltungsschule finden Sie auch in unserem Artikel Haltungsschule!
Die Therapie stellt sich also aus einer Kombination aus passiven und aktiven Inhalten zusammen. Mobilisierung und Raumerweiterung zwischen den einzelnen Segmenten geschieht passiv durch geübte Handgriffe des Therapeuten aus der Manuellen Therapie. Auch gelockert wird großteils auf passivem Wege. Übungen aus dem aktiven Teil werden im Folgenden einblickend vorgestellt.
Für einen übersichtlichen Einblick werden kurze Übungen zu den jeweils verschiedenen Therapiezielen beschrieben. Erstes Hauptziel ist, den Druck von der Nervenwurzel zu nehmen. Es gibt neben der manuellen passiven Druckentlastung Haltungen, die der Patient selbst einnehmen kann, um die Schmerzen zu lindern, indem er Platz zwischen den Wirbeln schafft. Im Grunde muss die Brustwirbelsäule lediglich entspannt auf Länge gebracht werden, um dies zu erreichen.
Nun ist im aktiven Bereich der Muskelaufbau der wichtigste Aspekt, da die Muskulatur ein stabilisierendes Gerüst für die Wirbelsäule bildet, welches Verletzungen wie der beschriebenen vorbeugen soll. Trainiert wird die gesamte Rumpf- und Haltemuskulatur. Bauch- und Rückenmuskeln verspannen die Wirbelsäule und halten sie in ihrer Position wie die Segel ihren Mast auf einem Boot.
Weitere hilfreiche Übungen für den Rücken finden Sie auch in unserem Artikel Rückenschule!
Weitere Übungen finden Sie auch in unseren Artikeln
Neben der Übungstherapie existieren verschiedene weitere physiotherapeutische Maßnahmen, die einen Einfluss auf die Symptome einer Nervenwurzelkompression haben: Elektrotherapie, Massagen, Wärme- und Kälteanwendungen, sowie Faszientechniken lockern das Gewebe sowie verspannte Muskulatur und beeinflussen die Schmerzwahrnehmung. Tapeanlagen können einen unterstützenden Effekt in der Körperhaltung haben, entsprechende Muskulatur aktivieren oder verspannte Muskeln lockern und entspannen. Diese Methoden sind jedoch nur eine symptomlindernde Unterstützung zur wichtigen aktiven Therapie.
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Wie oben erwähnt ist eine der häufigeren Ursachen für eine Nervenwurzelkompression der Bandscheibenvorfall. Zwischen den einzelnen knöchernen Wirbelkörpern sind die Bandscheiben gelegen, um zu verhindern, dass Knochen auf Knochen prallt. Sie haben eine lastverteilende, puffernde und abfedernde Wirkung. Im Laufe des Tages werden sie aufgrund von Belastungen minimal schmaler, regenrieren jedoch über die Nacht bzw nach längerer Entlastungsphase wieder.
Aufgebaut sind die Bandscheiben wie ein Kissen aus Faserknorpel und einem Kern in der Mitte. Durch ständige Fehlbelastung, eine falsche Bewegung oder Abnutzung kann nun der äußere Ring der Bandscheibe einreißen und Bandscheibenmaterial tritt aus. Problem ist, dass der einzige Weg zwischen den Knochen zum Austreten der Bandscheibenmasse der Wirbelkanal ist, wo die Masse auf die Nervenwurzel drückt und wir bei der in diesem Artikel behandelten Nervenwurzelkompression angelangt sind. Ein Bandscheibenvorfall muss nicht operiert werden. Die Masse bildet sich in der Regel durch Entlastung und angepassten Übungen zurück.
Welche Übungen nach einem Bandscheibenvorfall geeignet sind, erfahren Sie in unserem Artikel Übungen nach einem Bandscheibenvorfall!
Nerven verlaufen in unserem Körper zwischen dem Gehirn und den einzelnen Körperregionen. Das sogenannte Zentrale Nervensystem bilden das Gehirn und das Rückenmark, welche als wichtigen Systeme beide durch Knochen geschützt werden: dem Schädelknochen und dem Wirbelkanal. Im Zentralen Nervensystem werden Befehle generiert und weiter geleitet oder andersrum Informationen aufgenommen und verarbeitet.
Aus dem Rückenmark treten nun aus kleinen Löchlein in der Wirbelsäule Nerven aus, die peripheren Nerven, um die Verbindung zwischen Körperteilen und Zentralem Nervensystem herzustellen. Entlang der gesamten Länge des knöchernen Rückenmastes treten rechts und links Nerven aus den Löchlein aus und ziehen zu all den verschiedenen Regionen des Körpers, wie unter anderem zu unseren Muskeln und oberflächlich zu den Hautarealen. So werden Reize, Gefühle und Bewegungsbefehle vermittelt und zwischen Gehirn und Kopf hin und her geleitet.
Der Ursprung der aus der Wirbelsäule austretenden und in den Körper ziehenden Nerven wird nun Nervenwurzel genannt. Diese kann aus verschiedenen Ursachen eingeklemmt oder komprimiert werden - sei es durch knöcherne Veränderung oder Bandscheibenvorfälle, bei welcher hervortretende Bandscheibenmasse auf die Wurzel drückt. Es wird von einer Nervenwurzelkompression gesprochen.
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Wie beschrieben leiten die Nerven aus dem Körper und aus der Umgebung kommende Reize, Gefühle weiter an das zentrale Nervensystem und geben andersrum Bewegungsbefehle vom Gehirn an den Körper weiter. Werden diese Leitbahnen auf ihrem Weg nun durch eine Nervenwurzelkompression unterbrochen, kommt es zu einer Minderung der Wahrnehmung, Fehlwahrnehmung oder gar kompletten Unterbrechung der Informationsleitung. Typische Symptome sind Gefühlsstörungen im betroffenen Bereich, Muskelschwäche, Bewegungsverlust und auch Schmerzen. Je nach Körperregion in welcher die Symptome auftreten, lässt sich rückschließen, auf welcher Höhe die Nervenwurzel in ihrem Austritt aus der Wirbelsäule eingeklemmt ist. Die Nervenwurzeln des hier behandelten Brustwirbelsäulenabschnittes versorgen hauptsächlich den Rumpfbereich – sprich Oberkörpervorder- und Rückseite.
Was sie gegen Schmerzen in der BWS tun können, erfahren Sie in unserem Artikel Physiotherapie bei Schmerzen in der BWS!
Eine Nervenwurzelkompression in der Wirbelsäule kann verschiedene Ursachen haben, wird jedoch oft ausgelöst durch einen Bandscheibenvorfall, bei welchem austretendes Bandscheibenmaterial auf den Nervenursprung drückt mit unangenehmen Symptomen als Folge. Eine Operation ist in der Regel nicht notwendig, da sich das Bandscheibenmaterial mit genügend Schonung und anschließendem intensivem aktiven Übrungsprogramm zurückbildet. Wichtig ist jedoch, schnell einzugreifen und den Druck vom Nerv zu nehmen, um Langzeitschäden zu verhindnern. Auch nach Abklingen der Symptome muss weiterhin aktiv geübt werden, um den Körper und seine Strukturen stabil zu halten und ein erneutes Auftreten zu vermeiden.
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