Die Funktion und die Lage des Muttermundes wird den meisten Menschen erst in der Schwangerschaft bewusst – denn hier spielt der Muttermund eine entscheidende Rolle. Er ist ein Teil des Gebärmutterhalses und besteht aus zwei ringförmigen Öffnungen. Der innere Muttermund bildet den Übergang zwischen der Gebärmutter und dem Gebärmutterhals; der äußere hingegen bildet den Übergang zwischen Gebärmutterhals und Vagina. Wird eine Frau schwanger, so zieht sich der Muttermund nach oben und wird hart, damit er das Baby vor dem Eintritt vor Keimen schützt. Erst wenn es zur Geburt kommt, wird der Muttermund weich und weitet sich.
Vor und während einer Schwangerschaft ist es schwierig, den Muttermund gezielt mit Übungen zu stärken. Allerdings fanden Forscher heraus, dass es eine neuromuskuläre Verbindung zwischen dem Muttermund und dem Mund (Mundhöle im Gesicht) gibt. Folgende Übung soll demnach helfen, den Muttermund zu stärken:
Übung Mund:
Die Schwangere legt sich entspannt in Rückenlage auf eine weiche Unterlage. Nun richtet sie ihre volle Aufmerksamkeit auf den Mund und bewegt als erstes ihre Lippen, ohne ihren Mund zu öffnen. Als nächstes soll sie breite Grimassen schneiden und ihren Mund öffnen und wieder schließen. Sie kann ebenso versuchen ihre Zunge breit und weich zu machen. Gelingt ihr dies gut, kann ihr das bei der Geburt helfen, auch ihren Muttermund weich und breit zu machen, damit das Kind den Geburtskanal besser passieren kann.
Beckenbodentraining:
Ebenso hilft Beckenbodentraining, denn der Beckenboden gibt allen Organen im unteren Bauchraum Halt. Schwangere, die regelmäßig Übungen für den Beckenboden bereits während der Schwangerschaft machen, können ihre Muskulatur besser spüren und gezielt an- und entspannen. Allerdings dürfen bei einer Muttermundschwäche keine Übungen gemacht werden!
Lesen Sie mehr zu diesem Thema in dem Artikel Beckenbodentraining in der Schwangerschaft.
Übung Gymnastikball:
Die Schwangere setzt sich aufrecht auf einen Gymnastikball. Ihre Füße stehen etwa hüftbreit fest auf dem Boden. Nun lässt die Schwangere ihr Becken 10 mal in eine Richtung zu kreisen. Danach erfolgt ein Richtungswechsel. Im Anschluss an diese Übung soll die Schwangere versuchen abwechselnd ihr Becken nach vorne und nach hinten kippen zu lassen. Beide Übungen helfen dabei den Beckenboden zu stärken und die Durchblutung im Unterleib zu stärken.
Nach der Geburt ist ein Beckenbodentraining für alle Frauen unverzichtbar, damit sich der Muttermund zurückbildet. Dabei ist Treppensteigen das einfachste Training für den Beckenboden. Aber auch folgende Übungen sind geeignet:
Übung „Gras zupfen“:
Die Wöchnerin (Frau in der Zeit nach der Entbindung) soll abwechselnd ihren Beckenboden aktiv anspannen und wieder entspannen. Dabei hilft ihr die Vorstellung, sie soll mit dem Beckenboden einzelne Grashalme von einer Wiese zupfen.
Übung „Aufzug“:
Die Wöchnerin soll sich vorstellen, ihr Beckenboden sei ein Aufzug. Wenn sie diesen locker lässt, befindet er sich im Erdgeschoss. Wenn sie ihn ein wenig anspannt (so als hätte sie einen leichten Drang auf Toilette gehen zu müssen), ist der Aufzug im ersten Stockwerk. Spannt sie ihn noch mehr an, ist der Aufzug in der zweiten Etage. Nach etwas Übung kann die Wöchnerin auch „Sprünge“ machen, d.h. sie lässt den Aufzug vom Erdgeschoss in den zweiten Stock und rückwärts fahren etc.
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Jährlich erkrankt durchschnittlich eine von 100 Frauen an einer sogenannte Zervixinsuffizienz (Muttermundschwäche). Dann ist der Muttermund weich und geöffnet. Es besteht nicht nur die Gefahr, dass Keime zum Embryo eindringen, sondern auch ein erhöhtes Risiko für eine Fehl- oder Frühgeburt. In einem solchen Fall wird den erkrankten Frauen strikte Bettruhe verordnet. Am besten liegen die Betroffenen dann in Seitenlage mit einem erhöhten Becken. Leider baut der Körper der Schwangeren in dieser Liegezeit sehr schnell Muskeln ab, sodass viele Schwangere nach der Geburt wenig Kraft haben, um längere Zeit zu stehen oder zu gehen.
Die Krankengymnastik kann die Schwangere bereits vor, aber vor allem nach der Geburt darin unterstützen, ihre Muskelkraft aufrechtzuerhalten bzw. wieder aufzubauen. Wenn die Zervixinsuffizienz bereits im ersten Schwangerschaftsdrittel auftritt, wird oftmals eine Operation erforderlich. Dabei wird der Schwangeren eine Cerclage (=Kunststoffband) um den Gebärmutterhals gelegt, um diesen mechanisch zu verengen. Alternativ kann der äußere Muttermund auch komplett vernäht werden. Beide Maßnahmen müssen zur Geburt wieder rückgängig gemacht werden.
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Während einer Schwangerschaft ist es vollkommen normal, dass sich der Muttermund hart anfühlt. Das ist ein gutes Zeichen und bedeutet, dass der Muttermund den Embryo gut vor dem Eindringen von Keimen schützt. Es kann allerdings vorkommen, dass der Muttermund auch noch zum Zeitpunkt der anstehenden Niederkunft hart bleibt, obwohl bereits die ersten Wehen eingesetzt haben. In solch einem Fall wird ein Tokolytikum (=Wehenhemmer) eingesetzt. Diese Medikamente entspannen die Muskulatur, sodass der Muttermund weich wird und sich öffnet.
Im Normalfall wird der Muttermund erst dann weich, wenn das Baby reif für die Geburt ist. Das ist ungefähr um die 39. Schwangerschaftswoche der Fall. Dann beginnen die ersten schwachen und unregelmäßigen Wehen. Ein Schleimpfropf, der bislang den Zervixkanal fest verschlossen hatte, löst sich mit einer leichten Schmierblutung. Die Hebamme überprüft dann in regelmäßigen Abständen den Durchmesser des Muttermundes. Passen zwei Finger durch den Muttermund, ist der Muttermund ca. 2-3 cm geöffnet. Wenn die Hebamme mit ihren zwei Fingern ein „V“ bilden kann, ist der Umfang ungefähr 4 cm. Erst wenn der Muttermund eine Weite von 8 cm erreicht hat, setzt ist aktive Geburtsphase ein. Bei 10 cm ist das Köpfchen des Babys zu sehen und schon ein großer Schritt in Richtung Geburt gemacht.
Während der Schwangerschaft ist der Muttermund fest verschlossen, um das Ungeborene vor dem Eintritt vor Keimen zu schützen. Erst um die 39. Schwangerschaftswoche wird der Muttermund weich und kurz, um sich auf die bevorstehende Geburt einzustellen. Demnach bildet der Zustand des Muttermundes für die Hebamme oder den Frauenarzt einen guten Ansatzpunkt, um zu überprüfen, in welchem Geburtsstadium sich die Frau befindet. In manchen Fällen öffnet sich der Muttermund trotz einsetzender Wehen nicht. Beispielsweise wenn das Kind zu wenig Druck auf den Muttermund ausübt – in diesem Fall sprechen Ärzte von einer Wehenschwäche.
Ein Wehentropf kann helfen, die Wehen zu verstärken. In den meisten Fällen reicht es aber aus, wenn die Hebamme den Muttermund stimuliert. Dazu führt die Hebamme einen Finger in die Vagina ein und bewegt den Finger am Gebärmutterhals hin und her. Durch die Reibung lösen sich die Eihäute des Babys vom Muttermund und das Hormon Prostaglandin wird freigesetzt. Das Hormon sorgt dafür, dass die Wehen verstärkt einsetzen und die Geburt in den meisten Fällen innerhalb von den nächsten 48 Stunden stattfindet.
Alternativ zu den beschriebenen Behandlungsmaßnahmen kann Akupunktur den Muttermund positiv beeinflussen. Studien zeigen, dass Schwangere, die während der Schwangerschaft Akupunkturanwendungen erhalten haben, einen weicheren Muttermund hatten. Zudem ließ sich die Eröffnungsphase des Muttermundes um durchschnittlich 2 Stunden verkürzen. Homöopathische Mittel, wie z.B. Pulsatilla pratensis (Kuhschelle), kann ergänzend geburtsvorbereitend eingenommen werden. Es hilft dabei den Muttermund zu entspannen und weich zu machen.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema in dem Artikel Akupunktur zur Geburtsvorbereitung
Der Muttermund spielt für die Geburt eine entscheidende Rolle: er gewährleistet einerseits Schutz vor aufsteigenden Keimen, andererseits reguliert er den Zeitpunkt der Geburt. Liegt eine Muttermundschwäche vor, bedarf es einer strikten Bettruhe oder einer operativen Maßnahme, um eine Fehl- oder Frühgeburt zu umgehen. Andernfalls kann der Muttermund während der Schwangerschaft mittels Mundübungen und Beckenbodentraining trainiert werden. Nach der Schwangerschaft hilft Beckenbodentraining zur Rückbildung des Muttermundes.