Physiotherapie bei einem Bänderriss der Schulter

Ein Bänderriss oder Sehnenriss der Schulter entsteht meistens, wenn das betroffene Band oder die Sehne über Jahre entweder schon strukturell verändert ist, zum Beispiel durch Verschleiß oder Kalkablagerungen, oder durch Stürze/ Gewalteinwirkungen auf den ausgestreckten Arm. Dabei können die Bänder oder Sehnen überdehnt, teilweise eingerissen oder ganz durchgerissen werden. Häufig treten Schultereckgelenkverletzungen (Tossy 1-3), Bizepssehnerisse und Rotatorenmanschettenrisse auf. 

Behandlung/ Therapie bei Tossy 1-3

Die Klassifikation nach Tossy beschreibt das Ausmaß der Verletzungen der 2 Bänder bei einer Schultereckgelenkläsion (Verletzung vom Schulterblatt-Schlüsselbeingelenk).

  • Dabei bedeutet Tossy 1 eine Überdehnung der beiden Bänder, die das Schultereckgelenk sichern
  • Bei Tossy 2 besteht eine Überdehnung von einem Band und eine Ruptur des anderen Bandes (Subluxation)
  • Bei einer Tossy 3 Verletzung sind beide Bänder gerissen (Luxation)

Bei Tossy 2 und 3 Verletzungen ist deshalb das sogenannte „Klaviertastenphänomen“ zu beobachten, bei dem das Schlüsselbein an seinem äußeren Ende nach oben steht, da der Bandapparat es nicht mehr im Gelenk sichern kann.

Im Allgemeinen kann eine leichtere Verletzung (Tossy 1-2) oft konservativ, also ohne OP, behandelt werden. Bei einer Tossy 3 Verletzung kann individuell entschieden werden, ob eine OP sinnvoll ist. Dies ist vermehrt bei jungen Patienten der Fall, die in ihrem Beruf und in der Freizeit ihren Arm oft benutzen und zum Beispiel über Kopf arbeiten müssen.

Für die ersten Wochen nach der Verletzung wird in einigen Fällen eine Bandage oder Schiene zur Schonung getragen. Wenn dann die Schmerzen nachgelassen haben, beginnt die Physiotherapie mit Bewegungsübungen, um die Beweglichkeit der Schulter zu erhalten und zu verbessern. Außerdem soll die schulterumgebende Muskulatur gestärkt und somit die Stabilität im Gelenk verbessert werden. Es ist wichtig, dass der Patient ein Eigenübungsprogramm vom Therapeuten erhält und dies selbst Zuhause ca. 5 Mal in der Woche durchführt. Andernfalls kann es zu Bewegungseinschränkungen in der Schulter sowie zu anhaltenden Schmerzen kommen. Ergänzend zu den Bewegungsübungen kann bei Tossy 1-3 Verletzungen physikalische Therapie (z.B. Wärmetherapie, Massage) angewendet werden, zu Beginn aber nur außerhalb der verletzten Strukturen.

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Behandlung/ Therapie bei einem Bizepssehnenriss

Der Bizepsmuskel am Oberarm teilt sich in zwei Sehnen (lange und kurze Bizepssehne), die an unterschiedlichen Stellen am Knochen verankert sind. Die lange Bizepssehne ist häufiger betroffen, sie zieht durch einen Knochenkanal und ist dadurch anfällig für Abnutzungs- und Verschleißerscheinungen. Häufig ist dies der Grund für einen Bizepssehnenriss, aber auch traumatische Risse oder Einrisse sind möglich.

Die Therapie kann operativ oder konservativ (ohne OP) erfolgen, dies ist abhängig von der Schwere der Verletzung und zum Beispiel vom Alter und der Arbeitsbelastung im Beruf. Operativ kann die Sehne erneut am Knochen fixiert werden. Zur Therapie gehören zusätzlich in beiden Fällen meist schmerzstillende und antientzündliche Medikamente.

Geeignete Übungen finden Sie unter: Übungen Bänderriss/Bänderdehnung

Sowohl bei der operativen als auch bei der konservativen Therapie wird der Arm zunächst in einer Schiene oder in einem Verband ruhig gestellt, aber schon einige Tage nach der Verletzung bzw. OP kann wieder mit leichten Bewegungsübungen unter der Anleitung eines Physiotherapeuten begonnen werden. Allerdings ist der Arm erst ca. 4 Wochen nach der Läsion bzw. OP schmerzabhängig wieder voll einsetzbar.

Ziel der Physiotherapie bei einem Bizepssehnenriss ist eine Verbesserung der Stabilität und der muskulären Sicherung des Schultergelenks. Die Beweglichkeit der Schulter sowie des Ellenbogens soll gesichert werden und die gelenkumgebende Muskulatur gekräftigt werden. Dazu bekommt der Patient in der Physiotherapie ein Eigenübungsprogramm, das er Zuhause auch alleine durchführen soll.

Zusätzlich zu den aktiven Übungen können manuelle Therapie oder physikalische Therapie (Wärmetherapie, Ultraschalltherapie, Massage) durchgeführt werden.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema in den Artikeln:

Behandlung/ Therapie bei einem Rotatorenmanschettenriss

Die Rotatorenmanschette ist für die Sicherung und Stabilisierung des Schultergelenkkopfes in seiner Pfanne verantwortlich. Sie setzt sich aus vier Muskeln zusammen, die wie eine Manschette um das Schultergelenk herum liegen. Ein Rotatorenmanschettenriss ist häufig die Folge von chronischem Verschleiß und Verkalkungen, dabei kann eine oder mehrere Sehnen betroffen sein. Die Läsion kann zu Bewegungseinschränkungen und Instabilität im Gelenk führen, zusätzlich ist als Folge eine Schultergelenksarthrose möglich.

Bei einem Rotatorenmanschettenriss kann eine operative Therapie oder eine konservative Therapie durchgeführt werden. Im Einzelfall ist dies abhängig von mehreren Faktoren, wie zum Beispiel von der Schwere der Verletzung, den Schmerzen des Betroffenen, wie lange die Läsion zurückliegt und vom Alter des Patienten. Außerdem spielt es eine Rolle, wie stark der Betroffene seinen Arm im Alltag, im Beruf und in der Freizeit einsetzen muss. In beiden Fällen soll die Kraft und Funktion des Arms wiederhergestellt werden und Schmerzen sollen minimiert werden.

Die konservative Behandlung eines Rotatorenmanschettenrisses umfasst meist schmerzstillende und antientzündliche Medikamente sowie in einigen Fällen eine Ruhigstellung des Armes in einer Schiene für einige Wochen. Ziel der Physiotherapie bei einem Rotatorenmanschettenriss ist es, die muskuläre Sicherung und Stabilität des Gelenks zu verbessern, um Folgeschäden gering zu halten und die Heilung zu unterstützen. Dabei ist es wichtig, dass der Patient zusätzlich zur Physiotherapie selbstständig Zuhause trainiert, sodass er ca. 5 Mal die Woche die in der Therapie erlernten Übungen durchführt.

Zusätzlich zu den aktiven Übungen kann manuelle Therapie oder physikalische Therapie Ultraschalltherapie, Wärmetherapie (z.B Fango oder heiße Rolle) angewandt werden.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema in dem Artikel Physiotherapie nach einer Rotatorenmanschettenruptur

OP nach einem Bänderriss der Schulter

Bei der operativen Versorgung einer Schultereckgelenksprengung (Tossy 3) wird das Schlüsselbein mithilfe von Drähten, Schrauben oder einer Platte wieder am Schulterdach befestigt. Die betroffenen Bänder können mit einer Bandnaht befestigt werden. Angebrachtes Metall kann entfernt werden, wenn die Bänder geheilt sind, also nach ca. 6- 8 Wochen.

Eine OP bei einem Bizepssehnenriss hat zum Ziel, die Sehne wieder im Knochen zu verankern. Dies kann über einen Anker oder über eine Naht direkt am Knochen geschehen.

Bei einer Rotatorenmanschettenruptur befestigt der Operateur die abgerissenen Sehnen oder Sehnenanteile auch mit hilfe von einer Knochennaht oder mit einem Anker wieder am Knochen.

In den meisten Fällen können diese OPs am Schultergelenk minimalinvasiv durchgeführt werden, das heißt, es wird nur ein kleiner Schnitt gesetzt und es bleiben kleine Narben zurück. In der Regel werden diese Operationen in Vollnarkose durchgeführt, deshalb ist ein stationärer Aufenthalt für 2-3 Tage notwendig.

Weitere Informationen zur den jeweiligen Operationen finden Sie ebenfalls in den Artikeln:

Zusammenfassung

Bänderrisse oder Sehnenrisse in der Schulter können meist konservativ  ggf. operativ versorgt werden, dies hängt im Einzelfall von verschiedenen Faktoren ab. In jedem Fall schließt sich an eine kurze Ruhigstellungsphase eine Physiotherapie an, mit dem Ziel, die Beweglichkeit des Schultergelenks zu verbessern und das Schultergelenk zu stabilisieren, um letztendlich die volle Funktionsfähigkeit des Gelenkes, die volle Kraftentfaltung und Schmerzfreiheit zu erlangen.