Der Bizeps (Musculus biceps brachii) ist ein starker und gut sichtbarer Muskel im vorderen Bereich des Oberarms. Er ist an den meisten Bewegungen des Armes verantwortlich, v.a. für die Beugung im Ellenbogengelenk. Die Sehnen des zweiköpfigen Muskels entspringen an der Gelenkpfanne des Schulterblattes und sind rein anatomisch einer hohen mechanischen Belastung ausgesetzt. Wird der Muskel im Alltag überlastet, z.B. durch Kraftsport, Wurfsportarten, Haltungs- und Bewegungsfehler oder durch andere Krankheiten des Schultergelenks, entsteht schnell eine Bizepssehnenentzündung; in 90% der Fälle am dominanten Arm.
Bei einer Bizepssehnenentzündung gilt als oberstes Ziel, dass die Bizepssehne nicht frühzeitig wieder belastet werden darf. Das bedeutet, dass alle Entzündungszeichen abgeklungen sein müssen, bevor mit dem Training begonnen werden darf. Dieses Training ist wichtig, andernfalls entstehen Einschränkungen in der Funktionsfähigkeit und dem Bewegungsausmaß. Ab welchem Zeitpunkt mit Übungen begonnen werden darf, legt der behandelnde Arzt fest. Am besten eignen sich dann Dehnungsübungen, wie beispielsweise die Folgenden:
1) Übung „Verknotung“:
Beide Arme werden nach hinten gestreckt und die Hände ineinander verschränkt. Die Ellenbogen sind gestreckt und die Handinnenflächen zeigen beide nach unten. Jetzt gilt es die Arme vom Körper in Richtung Deckung zu strecken bis eine Dehnung wahrgenommen wird.
2) Übung „Zweite Hand“:
Der betroffene Arm wird in Schulterhöhe (ungefähr 90°) nach vorne ausgestreckt. Der Ellenbogen ist maximal gestreckt. Die Handinnenfläche zeigt nach oben und die Finger sind gestreckt. Nun greift der Betroffene mit seiner zweiten Hand an die Finger der betroffenen Seite und drückt die Finger/die Handinnenfläche leicht in Richtung Boden. Die Dehnung wird ca. 20-30 Sekunden gehalten, bevor sie wieder gelöst wird. 3-5 Wiederholungen durchführen.
3) Übung „Ecke“:
Der Betroffene stellt sich vor eine Ecke. Beide Arme werden seitlich abgespreizt und in einen Winkel von 90 Grad gebracht. Nun nimmt der Betroffene eine Schrittstellung ein und lehnt sich bei ausgestreckten Ellenbogen mit seinen Händen gegen die beiden Eckwände. Die Hände wandern beidseits noch etwa 30 Grad nach oben. Der Betroffene sollte dann ein leichtes Ziehen vom Ellenbogen bis hin zur Schulter und der Brustwirbelsäule verspüren. Die Position ca. 30 Sekunden halten. 5 mal wiederholen.
4) Übung „Wand“:
Der Betroffene stellt sich mit seiner betroffenen Seite an eine Wand. Nun streckt er den betroffenen Arm, parallel zum Boden, nach hinten aus. Die Dehnung kann man verstärken, indem man den Druck variiert, mit dem man sich gegen die Wand lehnt. Die Position sollte für ca. 30 Sekunden beibehalten werden und ca. 3-5 mal wiederholt werden.
Zu den beschriebenen Übungen sollten Übungen ergänzt werden, welche die gesamte Schultermuskulatur kräftigen und die Haltung des Betroffenen bei Haltungsschwächen oder –fehlern korrigieren. Lesen Sie dazu die Artikel:
Die Behandlung einer Bizepssehnenentzündung richtet sich nach der jeweiligen Ursache. So muss eine Bizepssehnenentzündung, die in Folge eines Impingement-Syndroms an der Schulter (Engpasssyndrom) entstanden ist, oftmals operativ behandelt werden. Allerdings liegt einer Bizepssehnenentzündung meist eine Überlastung zugrunde und die Behandlung erfolgt konservativ. Im ersten Schritt besteht dann die Behandlung zur Linderung der Beschwerden aus der vorübergehenden Schonung/ Ruhigstellung des Armes und der Verordnung von schmerzstillenden und entzündungshemmenden Medikamenten, wie z.B. Ibuprofen. Zudem lindern lokale Kälteanwendungen die Entzündungszeichen.
Sportliche Aktivitäten sind bis zur vollständigen Ausheilung der Bizepssehnenentzündung tabu.. Dennoch sollte der Betroffene frühzeitig mit Physiotherapie beginnen. Der erfahrene Physiotherapeut wird mittels manuellen Techniken sogenannte „Verklebungen“ des Bindegewebes und Verspannungen der umliegenden Muskulatur lösen. Schon allein dadurch lassen sich die Schmerzen deutlich lindern und das Bewegungsausmaß wieder vergrößern. Im Vordergrund der manuellen Techniken steht die Querfriktion – das bedeutet, dass der Physiotherapeut den sehnigen Anteil quer zu seinem Längsverlauf massiert. Dadurch wird die lokale Durchblutung verbessert und die Entzündung kann schneller abheilen.
Zudem wird ein gezieltes Muskeltraining zum Muskelaufbau des Schultergürtels durchgeführt, um erneuten Beschwerden entgegenzuwirken. Kinesiotapes können zusätzlich auf die schmerzende Stelle aufgeklebt werden. Sie sollen spannungslösend, drainieren und entzündungshemmend den Heilungsprozess unterstützen. Dasselbe gilt für lokale Anwendungen von Ultraschallwellen oder Reizstrom.
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Eine Bizepssehnenentzündung wird im Volksmund auch als Brieftaschensyndrom bezeichnet. Denn wenn der Betroffene seine Hand in die Hintertasche seiner Hose steckt (als ob er seine Brieftasche herausziehen möchte), macht sich eine Bizepssehnenentzündung besonders bemerkbar. Betroffene leiden unter dumpfen und/oder stechenden Schmerzen im Bereich des Brust-Achselübergangs in Richtung Schulter. Diese Schmerzen können bis in den Nacken und den Ellenbogen ausstrahlen. In vielen Fällen sind die Schmerzen von den klassischen Entzündungszeichen begleitet: Rötung, Schwellung, Überwärmung und Bewegungseinschränkungen. In seltenen Fällen werden Bewegungen in der Schulter von einem „Schnappen“, „Springen“ oder „Knacken“ begleitet.
Um eine Bizepssehnenentzündung zu diagnostizieren, spielen funktionelle Tests eine hohe klinische Bedeutung. An erster Stelle steht jedoch immer die Palpation - so tastet der Arzt die lange Bizepssehne in seinem Verlauf und testet ob die Anwendung von Druck Schmerzen auslöst. Das wäre ein erster Hinweis auf eine Entzündung. Zudem testet der Arzt ob Bewegungseinschränkungen vorliegen oder Schmerzen bei bestimmten Bewegungen auftreten. Im nächsten Schritt wird die Muskelkraft im Seitenvergleich getestet und in einem 5-Stufen-System bewertet. Anschließend führt der Arzt den sogenannten Palm-up-Test durch, einen Funktionstest der langen Bizepssehne. Dazu sitzt der Patient aufrecht auf einer Behandlungsliege. Der betroffene Arm wird in einem 90°- Winkel horizontal vom Patienten abgespreizt; der Ellenbogen ist maximal gestreckt. Die Handinnenfläche des Patienten zeigt nach oben. Nun wird die Schulter in 30° Horizontalflexion gebracht. Der Arzt übt dann einen bodenwärts ausgerichteten Druck auf das Handgelenk aus und der Patient soll dagegen halten. Entstehen Schmerzen oder ist es dem Patienten nicht möglich dem Druck entgegenzuwirken, ist dies ein weiterer Hinweis auf eine Bizepssehnenentzündung. Es könnte jedoch auch andere Krankheitsbilder, wie z.B. eine Subluxation (unvollständige Ausrenkung) der Bizepssehne oder ein subakromiales Impingement-Syndrom (Engpasssyndrom an der Schulter) vorliegen.
Eine Bizepssehnenentzündung ist zunächst einmal eine Schutzreaktion des Körpers, um vor weiterer (Über-)belastung, Verletzung oder Infektion zu schützen. Werden frühzeitig geeignete Maßnahmen, wie z.B. eine Ruhigstellung getroffen, heilt die Entzündung meistens innerhalb weniger Tage von alleine aus. Oftmals ist eine ausreichende Ruhigstellung der Bizepssehne im Alltag jedoch kaum möglich, sodass die Sehne nicht vollständig ausheilen kann. Dann dauert es Wochen bis Monate bis die Bizepssehnenentzündung wieder abklingt. Wird die Bizepssehne zu früh wieder belastet, z.B. durch Sport, wird die Entzündung immer wieder neu entfacht. Zudem besteht die Gefahr, dass die Substanz der Bizepssehne beeinträchtigt wird und in dessen Folge Bizepssehnenrisse entstehen. Diese müssen dann operativ versorgt werden, sodass die Dauer um weitere Wochen bis Monate verlängert wird.
Das Arzneimittel Voltaren gehört zu den nichtsteroidalen entzündungshemmenden Substanzen. Das heißt, Voltaren hemmt jene Botenstoffe, die die Schmerzen und die Entzündung verursachen. Zudem lässt es mögliche Schwellungen abklingen und unterstützt den Heilungsprozess. Voltaren beinhaltet den Wirkstoff Diclofenac und ist in vier verschiedenen Formen rezeptfrei erhältlich: Gel, Pflaster, Tablette oder Spray. Bei einer Bizepssehnenentzündung eignet sich am besten eine Salbe, die auf die schmerzende Stelle, aber auch großzügig auf dem Schultergelenk aufgetragen werden kann.
Die Homöopathie ist ein alternatives Behandlungsverfahren, welches nach dem Grundprinzip „Gleiches mit Gleichem behandeln“ vorgeht. Das bedeutet, dass eine Krankheit mit einer geringen Menge eines Stoffes behandelt wird, die in größerer Menge bei einem gesunden Menschen zu genau denselben Symptomen führt, wie sie der Betroffene spürt. Durch die Einnahme der Verdünnung dieses ursprünglichen Erregers soll der Körper eigene Antikörper bilden und sich selbst heilen. Die homöopathische Behandlung bei einer Bizepssehnenentzündung richtet sich daher nicht nur nach den Symptomen, sondern auch nach der zugrundeliegenden Ursache. In der Bevölkerung gut bekannt, und besonders hilfreich bei einer Bizepssehnenentzündung ist das Mittel Arnica. Es lindert Schmerzen, die durch Überanstrengung oder Verletzungen entstanden sind. Ebenso hilft das als Sehnenheilmittel bekannte Rhus toxicodendron (Giftsumach). Typisch ist, dass leichte Bewegungen und Wärme gut tun, währenddessen Nässe und Ruhe die Symptome verstärken. Ist das Gegenteil der Fall, also dass Bewegungen den Zustand verschlechtern und Kühle gut tut, sollte man zu Bryonia (Zaunrübe) greifen. Sind die Schmerzen eher stechend und brennend und bringen kalte Umschläge Linderung, kann das Mittel Apis mellifica (Bienengift) helfen.
Neben der Homöopathie kann auch die Phytotherapie (Pflanzenheilkunde) Linderung bringen. So können Umschläge mit Symphytum Officinale (echter Beinwell) die Geweberegeneration fördern und somit dazu beitragen, dass die Entzündung schneller abheilt. Ebenso können Umschläge mit Heilerde die Entzündungszeichen lindern. Alternativ kann auch Curcuma Longa (Kurkuma) helfen: es besitzt entzündungshemmende und krebsvorbeugende Eigenschaften und eignet sich hervorragend als Gewürz in Gerichten.
Eine Bizepssehnenentzündung wird in den meisten Fällen durch eine Überlastung des Armes, z.B. durch Kraftsport, Wurfsportarten oder einer Haltungsschwäche der Muskulatur verursacht. Betroffene verspüren dann starke Schmerzen im Bereich des Schulter-Achselübergangs und am Oberarm. Damit die Entzündung abklingen kann, ist eine ausreichend lange Schonung elementar. Zudem helfen Schmerzmittel, Kälteanwendungen und Physiotherapie die Schmerzen zu lindern.