Physiotherapie bei Symphysenschmerzen während der Schwangerschaft

Symphysenschmerzen während der Schwangerschaft treten häufig auf und gehen meistens mit der Vorbereitung des Beckens auf die bevorstehende Geburt einher. Der weibliche Organismus produziert während der Schwangerschaft Hormone, die sich auf das Bindegewebe des Beckens auswirken und dessen Lockerung unterstützen. Hierbei kann es auch zu Symphysenschmerzen kommen.

Einleitung

Die Symphyse ist eine kleine knorpelige Verbindung, ähnlich einer Bandscheibe vorne zwischen den Beckenschaufeln. Im hinteren Bereich der Beckenschaufeln sind die Beckenschaufeln über das straffe Illiosakralgelenk verbunden, welches sich während der Schwangerschaft ebenfalls lockern kann. Kommt es zu einer Instabilität des Beckenrings kann die Symphyse gereizt werden und es kann zu Symphysenschmerzen kommen.

Lesen Sie auch den Artikel: ISG Beschwerden in der Schwangerschaft

Übungen

Die Übungen bei einer Symphysenproblematik während der Schwangerschaft sollten am besten im Voraus mit einem Therapeuten, Trainer oder einer Hebamme geübt werden, um Fehlerquellen auszuschließen. Beckenbodentraining bietet sich an, da die Beckenbodenmuskulatur am Beckengürtel ansetzt und so zu dessen Stabilität beitragen kann. Außerdem unterstütz ein trainierter Beckenboden die Entbindung und kann so einer weiteren Belastung der Symphyse vorbeugen.

Lesen Sie mehr zum Thema: Beckenbodentraining, Physiotherapie bei Steißbeinschmerzen in der Schwangerschaft

Eine gute Beckenbodenübung kann aus der Rückenlage ausgeführt werden. Die Schwangere liegt mit angestellten Beinen auf einer bequemen aber festen Unterlage und konzentriert sich auf ihre Atmung. Bei der Ausatmung drückt sie den unteren Rücken gegen die Unterlage, zieht den Bauchnabel sanft zur Wirbelsäule und aktiviert den Beckenboden (Alle Öffnungen verschließen, die Sitzbeinhöcker zueinander ziehen und die Beckenorgane „anheben“). Bei der Einatmung löst sie sanft die Position.

Die Übung kann je nach Bedarf individualisiert werden. Beispielsweise kann die Schwangere ihre Hände zwischen die angestellten Knie legen und diese leicht nach außen drücken. Mit der Beinmuskulatur wirkt sie diesem Druck entgegen, sodass keine Bewegung stattfindet. Auch hier findet die Übung am besten atemsynchron statt, die Endposition kann allerdings auch mehrere Atemzüge gehalten werden. Der Druck kann auch von außen gegen die Knie gegeben werden, dann muss die Schwangere nach ihre Beinmuskulatur nach außen gegen den Druck aktivieren. Die Übungen sollten immer in erster Linie sauber ausgeführt werden, die richtige Ausführung ist essentiell. Von einer Übung können ca. 10-12 Wiederholungen in 3-4 Sätzen ausgeführt werden.

Dieses Thema könnte Sie auch interesssieren:

Therapie

In der Therapie bei Symphysenschmerzen während der Schwangerschaft sollte besonders auf eine aktive stabilisierende Therapie gesetzt werden. Schmerzmedikamente sollten nur bei sehr starken Schmerzen und in Absprache mit dem behandelnden Arzt eingenommen werden, um dem ungeborenen Kind nicht zu schaden. Eine gewisse Schonung des Beckens ist ebenfalls sinnvoll. So sollte die Schwangere auf schweres Heben verzichten und die Beckenstabilität nicht zusätzlich fordern.

Die Beine sollten nicht zu stark gespreizt werden,  weite Schritte Brustschwimmen oder der Schneidersitz sollten folglich vermieden werden. In der Nacht kann das Überschlagen der Beine durch die Zuhilfenahme eines Kissens, das zwischen die Beine geklemmt wird, verhindert werden. In der Physiotherapie wird durch stabilisierendes Beckenbodentraining, Training der Bauch- und Rückenmuskulatur für die Zunahme der Beckenstabilität gesorgt. Auch nach der Geburt, bei der es ebenfalls häufig zu einer Belastung der Symphyse kommt, kann ein solches physiotherapeutisches Übungsprogramm sinnvoll und hilfreich sein. Hilfsmittel wie ein Beckengurt können bei starken Beschwerden die Stabilität des Beckens von außen unterstützen .

Lesen Sie mehr zum Thema: Beckenbodentraining in der Schwangerschaft

Symptome

Die Symphysenschmerzen äußern sich häufig erst im Verlauf der Schwangerschaft. Bestimmte Positionen, zum Beispiel längeres Liegen in Rückenlage, Drehen von einer Seite zur anderen, können zu Schmerzen in der Schamregion führen. Diese Schmerzen können auch bewegungsabhängig auftreten und mit unter bis in den Rücken oder die Beine ausstrahlen. Durch die Instabilität im Beckenring werden die entsprechenden Strukturen eben zum Beispiel die knorpelige Symphyse belastet und gereizt, es kann zu Entzündungen kommen. Schmerzen treten dann gegebenenfalls auch in Ruhe auf  besonders aber auch bei Bewegungen wie Gehen, Treppe steigen. Durch die Beckenschaufeln steht die Symphyse auch mit dem Iliosakralgelenk in Verbindung. Bei einer Lockerung der Symphyse kann sich diese Instabilität auch auf das Iliosakralgelenk auswirken und für Rückenschmerzen oder ausstrahlende Schmerzen in die Rückseite des Beins sorgen.

Informieren Sie sich auch über das Thema: Übungen bei Rückenschmerzen während der Schwangerschaft

Ab wann treten Symphysenschmerzen in der Schwangerschaft auf?

Symphysenschmerzen treten meist im Verlaufe der Schwangerschaft auf, wenn das Becken sich stärker weitet und das Gewicht das wachsenden Kindes die Strukturen zusätzlich belastet. Grundsätzlich kann eine Symphysenlockerung aber zu jedem Zeitpunkt der Schwangerschaft auftreten, auch während der Geburt oder nach der Entbindung. Warum einige Frauen von einer Symphysenlockerung betroffen sind und andere nicht, ist nicht eindeutig geklärt. Ein“schwaches Bindegewebe“, bestimmte Beckenformen aber auch Übergewicht und Rauchen könnten zu einer Symphysenlockerung beitragen.

Ursachen

Die Ursache für die Symphysenlockerung beruht auf den physiologischen Vorgängen im Körper der Schwangeren. Das Hormon Relaxin, welches in der Schwangerschaft produziert wird, sorgt für eine Lockerung und Elastizitätszunahme des Gewebes. Wenn sich der Beckenring allerdings zu sehr lockert, kann es allerdings zu einer vermehrten Belastung von Strukturen kommen, die normalerweise keiner Bewegung ausgesetzt sind, so zum Beispiel die Symphyse. Der Beckenring besteht aus 2 Beckenschaufeln, die vorne über die Symphyse und hinten über das Kreuzbein (Kreuzdarmbeingelenk, Iliosakralgelenk) verbunden sind. Bei der Lockerung des Beckenrings kann es zu Bewegungen in zwischen den Beckenschaufeln kommen, was zu Reizung der entsprechenden Strukturen führen kann.

Homöopathie

Homöopathische Arzneimittel können bei einer Symphysenlockerung helfen und sind durch ihre entsprechende Dosierung und natürliche Herkunft meist nicht schädlich für das Kind. Nichts desto Trotz sollte auch die Einnahme von Globuli mit einem entsprechenden Fachmann besprochen werden. Es gibt verschiedene Präparate, die bei Symphysenschmerzen während der Schwangerschaft hilfreich sein können. So wird beispielsweise Sympytum empfohlen, welches 3-5 mal täglich eingenommene werden soll. Die entsprechenden Medikamente sollten individuell auf die Schwangere abgestimmt werden und mit Bedacht eingenommen werden. Viele Schwangere profitieren von der Wirkung von Homöopathie bei Symphysenschmerzen in der Schwangerschaft.

Lesen Sie auch: Homöopathie

Symphysenschmerzen während der Geburt

Während des Geburtsvorgangs tritt das Kind durch den Geburtskanal durch das Becken. Das ist der Grund, warum der Körper durch die Ausschüttung von Hormonen für eine Lockerung des Beckengürtels sorgt. Bei der Entbindung kann es, zum Beispiel bei einem ungünstigen Verhältnis zwischen Beckenausgang und Kindesgröße zu einer sehr starken Belastung der Symphyse kommen. Die Symphyse kann sich lockern. In einigen Fällen kann die Symphyse bei der Geburt beschädigt werden. Die Frau sollte nach der Entbindung ihr Becken vor Belastung schonen, nicht schwer heben, keine starken Ab- und Anspreizbewegungen machen. Ein stabilisierendes Training im Sinne der Rückbildungsgymnastik kann zur Symptomlinderung beitragen. Die Behandlung sollte mit dem Arzt und  dem Therapeuten oder der Hebamme abgesprochen werden.

Informieren Sie sich über das Thema: Rückbildungsgymnastik

Zusammenfassung

Während der Schwangerschaft produziert der weibliche Organismus Hormone, die das Bindegewebe der Schwangeren lockern und für optimale Geburtsbedingungen sorgen. Mit unter kann es allerdings auch zu einer leichten Instabilität des Beckenrings und zu Symphysenschmerzen kommen. Neben einer stabilisierenden aktiven Übungstherapie können auch Beckengurte oder Homöopathie bei der Therapie von Symphysenschmerzen zum Einsatz kommen.