Von einem Golferellenbogen (auch "Golferarm") wird gesprochen, wenn die Handbeuger (Flexoren) durch eine Überlastung Schmerzen verursachen. Dies passiert vor allem bei länger andauernder, ungewohnter Beanspruchung und untrainierter Muskulatur, bei anhaltender, einseitiger Belastung beim Sport und im Berufsalltag (PC-Arbeit, Fliessbandarbeit). Die Schmerzen manifestieren sich in diesem Fall an der Innenseite des Ellenbogens am Knochenvorsprung (epicondylus medialis). Andere Bezeichnungen für den Golferellenbogen sind Epicondylitis, ulnare Epicondylopathie oder mediale Epicondylopathie. Die grundlegende Therapie besteht darin, die Beugemuskulatur des betroffenen Arms zu schonen, indem die verursachenden Tätigkeiten eingestellt oder vermindert werden, und die Streckmuskulatur der Hand zu stärken.
1. Massieren
Umgreifen sie mit der Hand ihren betroffenen Unterarm knapp unterhalb der Ellenbeuge. Massieren sie nun mit ihrem Daumen in kreisförmigen Bewegungen auf der schmerzhaften Stelle. Vor allem der Bereich rund um die Sehnenansätze (um den Knochenvorsprung) sollte intensiv massiert werden. Schmerzen während dieser Maßnahme sind vollkommen normal. Der Sinn des Massierens besteht darin die Versorgung des Sehnenansatzgewebes zu verbessern um damit die Heilung zu beschleunigen.
2. Dehnen der Beuger
Stellen sie sich mit einer Armlänge Abstand seitlich vor eine Wand. Nun berühren sie mit ausgestrecktem, waagerechtem Arm die Wand. Die Finger zeigen zum Boden und das Handgelenk ist um etwa 80 Grad abgeknickt. Sie spüren nun eine deutliche Dehnung im Bereich der Handbeugermuskulatur. Halten sie diese Position für jeweils 60 Sekunden. Variieren sie ihre Arm-Position in der Höhe und auch seitlich leicht um die Faszien, Muskelansätze und Muskeln umfangreicher zu dehnen.
3. Rollen
Mit einem kleinen Gummiball (ca. 5 cm. Durchmesser) kann eine Massage oder auch Faszienstimulation erfolgen. Der Unterarm rollt auf dem Gummiball an einer Wand auf und ab. Der Ball sollte sich zunächst genau auf der schmerzhaften Stelle der Unterarms befinden. In kreisenden Bewegungen rollen sie über den Ball. Später bearbeiten sie auch das umliegende Gebiet bis hin zum Handgelenk.
4. Finger strecken
Mit Hilfe eines speziellen Gummibands stärkt diese Übung die Streckfunktion der Unterarm und Handmuskulatur und balanciert ein eventuelles Ungleichgewicht zwischen Streckern und Beugern aus. Alternativ kann ein Strumpf benutzt werden. Das Gummiband wird so um die Finger gewickelt, dass das Spreizen der Finger gegen den Widerstand möglich ist. Spreizen sie nun die Finger, halten sie die Spreizung für etwa 5 Sekunden und lassen sie wieder locker. Über die Anzahl der Wiederholungen können sie die Intensität steigern.
Weitere Übungen finden Sie unter: Übungen bei Ellenbogenschmerzen
1. Dehnen im Vierfüßlerstand
Begeben sie sich in den Vierfüßlerstand. Die Finger auf der betroffenen Seite zeigen in Richtung Knie. Nun erhöhen sie die Dehnung der Handbeuger indem sie die Position der Hände beibehalten während sie mit dem Oberkörper langsam zurückgehen. Die Ellenbogen sollten während der Übung immer maximal durchgestreckt sein.
2. Dehnen im Sitz
Im Sitz drehen sie beide Arme nach Außen und überstrecken in den Handgelenken. Nun sollten die Finger nach hinten zeigen. Halten sie diese Position etwa 10 Sekunden. Als nächstes drehen sie beide Arme nach Innen und beugen die Handgelenke. Aus dieser Position dann beide Hände zur Faust schließen. Halten sie die Position für etwa 10 Sekunden. Nun wechseln sie immer wieder zwischen der Überstreckung und der Beugung.
3. Ohren zuhalten
Im Sitz halten sie sich mit beiden Händen die Ohren zu. Um die Dehnung zu steigern müssen sie die Ellenbogen möglichst weit nach oben in Richtung Decke schieben.
Lesen Sie mehr unter: Dehnübung Golferellenbogen
Ein Golferellenbogen kann selbstverständlich auch mit Tapes therapiert werden. Die Tapes sollen eine Mehrdurchblutung und Entlastung der Handbeuger bewirken. Die Vorgehensweise beim Tapen ist wie folgt:
Das Tapen hat mehrere Effekte die schmerzlindernd (über "gate control theorie"), schonend und durchblutungsfördernd sind. Es werden auch positive Auswirkungen auf die Faszien und die Zellflüssigkeit ausgelöst. Die entstehende Wärme wirkt außerdem positiv auf den Behandlungsverlauf. Sollten sie sich das Tapen nicht selbst zutrauen, so finden sie Hilfe bei ausgebildeten Physiotherapeuten oder Ergotherapeuten.
Lesen sie mehr zu diesem Thema in dem Artikel Kinesiotape.
Bei der Behandlung eines Golferellenbogens gibt es verschiedene therapeutische Maßnahmen, die im Folgenden noch näher vorgestellt werden. Dazu gehören:
Hier finden Sie mehr Informationen: Physiotherapie bei Ellenbogenschmerzen
Da ein Golferellenbogen typischerweise durch eine Überlastung der Beugemuskulatur des Unterarms und der Hand verursacht wird, ist es wichtig, die Streckmuskulatur zum Ausgleich zu trainieren.
Mehr Übungen finden Sie unter: Übungen Golferellenbogen, Übungen bei Ellenbogenschmerzen
Beim Golferellenbogen können verschiedene Massagetechniken angewendet werden, die zur Schmerzlinderung beitragen und den Heilungsprozess unterstützen können. Da beim Golferellenbogen die Beugersehnen des Unterarms betroffen sind liegt der Fokus bei der Massage auf der Beugeseite des Unterarms. Die Massagetechniken können auch in der Eigentherapie angewendet werden.
Außerdem können Querfriktionen den Heilungsprozess beschleunigen. Bei dieser Technik werden die Muskeln quer zum Verlauf mit übereinandergelegtem Zeige- und Mittelfinger massiert. Dabei sollte der ganze Muskel im Verlauf bearbeitet werden, besonders aber die Region um die schmerzhafteste Stelle. Beidhändiges Ausstreichen über die gesamte Beugeseite des Unterarms mit mittlerem Druck kann die Behandlung abrunden und trägt vor allem zur Muskelentspannung bei.
Flossing ist eine Behandlungsmethode in der Physiotherapie, bei der ein dehnbares, aber dennoch festes Gummiband straff um die betroffene Körperpartie gewickelt wird. Das umwickelte Gelenk und die Muskeln werden dann bewegt, belastet und mobilisiert. Durch den zirkulären Druck des Flossing Bands soll sich die Spannung der Muskeln und Faszien regulieren und die Beweglichkeit des Gelenks so wiederhergestellt werden. Die Methode soll schmerzlindernd und mobilisierend auf das Gelenk wirken und Funktionseinschränkungen beseitigen.
Beim Golferellenbogen wird das Flossing Band zirkulär überlappend um den Unterarm, über das Ellenbogengelenk und um den körperfernen Oberarm gewickelt. Zur Mobilisation und Belastung wird das Gelenk dann in seiner Funktion beübt.
Meist sind mehrere Anwendungen von Flossing notwendig, um einen bleibenden Effekt zu erzielen. Allerdings sollte sich das Gelenk schon direkt danach locker und freier beweglich anfühlen. Druckstellen von dem Flossing Band oder eine vermehrte Hautrötung sind direkt nach der Anwendung normal und bilden sich schnell wieder zurück.
Sowohl Kälte- als auch Wärmeanwendungen können bei einem Golferellenbogen zur Linderung der Beschwerden beitragen. Dies hängt davon ab, was der Patient als wohltuend empfindet und wie das Erkrankungsstadium zum Behandlungszeitpunkt ist.
Lesen Sie mehr dazu in dem Artikel Wärmetherapie
Akupunktur kann die Symptome bei einem Golferellenbogen reduzieren. Besonders bei einem chronischen Golferellenbogen (bei Schmerzen länger als 6 Monate) kann diese Behandlung einen alternativen Therapieansatz bieten.
Die Akupunktur stammt ursprünglich aus der traditionellen chinesischen Medizin. Es werden spezielle Punkte am Körper beschrieben, mithilfe derer Einfluss auf Schmerzen und andere Geschehnisse im Körper genommen werden kann. Bei der Behandlung eines Golferellenbogens werden meist lokale Triggerpunkte auf der Beugeseite des Ellenbogens behandelt, sowie auch fernere Punkte, zum Beispiel am Ohr, an der Halswirbelsäule oder sogar am Fuß. Bei der Akupunkturbehandlung kommen meist längere Nadeln zum Einsatz, die zwischen 20 und 30 Minuten in der Haut stecken bleiben und dann entfernt werden. Außerdem ist die Anwendung von Dauernadeln möglich, die kleiner und flach sind und im Körper stecken bleiben, bis sie von selbst herunterfallen. Die Behandlung mit Akupunktur bei einem Golferellenbogen wird zurzeit nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Meist sind mehrere Sitzungen notwendig, um einen langfristigen Behandlungserfolg zu erzielen.
Lesen Sie hierzu auch: Akupunktur, traditionelle chinesische Medizin
Sowohl bei der Akupressur, als auch bei der Triggerpunktbehandlung wird stumpfer Druck, zum Beispiel mit dem Daumen, auf bestimmte Punkte ausgeübt, um eine Spannungsreduktion der Muskulatur zu erreichen.
Bei beiden Therapieansätzen werden bei einem Golferellenbogen Schmerzpunkte im Verlauf der Beugemuskulatur des Unterarms bis zum Handgelenk gedrückt, besonders im Bereich der Sehnenansätze um den inneren Gelenkhöcker des Oberarms (Epicondylus medialis humeri), der oft den stärksten Schmerzpunkt darstellt. Der Druck wird ca. 30 Sekunden bis 2 Minuten gehalten, bis die Schmerzen nachlassen und nur noch ein Druckgefühl bleibt. Auch die Spannung der Sehne sollte nachgelassen haben. Die Akupressur und die Triggerpunktbehandlung basieren dabei auf einem Reflexbogen, der über das Rückenmark läuft und die Spannung der Muskulatur sofort reguliert. Somit können diese Therapiemethoden eine schnelle Schmerzlinderung bewirken und auch in der Eigenanwendung zum Einsatz kommen.
Lesen Sie hierzu auch: Triggerpunkttherapie
Die Operation des Golferellenbogens wird in der Regel ambulant unter lokaler Anästhesie durchgeführt. In Ausnahmefällen kann der Eingriff auch unter Vollnarkose erfolgen.
Der Arm wird zunächst sorgfältig desinfiziert. Darauf folgt ein etwa 4-6 cm langer Einschnitt (Inzision) über dem inneren Knochenvorsprung des Ellenbogens. Bei der Operation wird am inneren Ellenbogen (epicondylus medialis) die Muskelfaszie eines Handbeugers (Muskulus pronator) aufgeschnitten. Darunter befinden sich die eingerissenen und entzündlich degenerierten Sehnenfasern. Gerissene und aufgefaserte Sehnenanteile werden entfernt und der Muskel wird wieder an seinem Ursprung befestigt. Schließlich wird die Wunde genäht und es wird eine Oberarmgipsschiene angebracht.
Die Nachbehandlung dauert ca. 6-8 Wochenund ist mit Schonung und begleitender Physiotherapie verbunden.
Lesen Sie hierzu: Übungen bei einem Golferellenbogen
Die Symptomatik von einem Golferellenbogen kann unterschiedliche Ursachen haben. Letztendlich ist aber immer ein Muster zu erkennen: Eine Überlastung der Beugemuskulatur durch bestimmte Sportarten wie Golf, Krafttraining oder eine Überanspruchung durch die berufliche Tätigkeit (PC-Arbeit, Fließbandtätigkeiten, Handwerk) führt zu einer Sehnenansatzentzündung.
Wird die Krankheit rechtzeitig therapeutisch behandelt, austherapiert und auslösende Faktoren beseitigt, so bleibt der Golferellenbogen in der Regel folgenlos und kann in Zukunft vermieden werden. Bei einer Chronifizierung und ausbleibender Therapie ist allerdings damit zu rechnen, dass weitere Strukturen beeinträchtigt werden. Es kann zu Osteophytenbildung (Knochenanbau) kommen und auch das Ellenbogengelenk selbst durch einseitige Belastung in seiner Funktion geschädigt werden. In diesem Fall sind arthrotische Veränderungen und damit degenerative Veränderungen des Gelenkknorpels möglich. Betroffene sollten also möglichst früh professionelle Hilfe suchen um Folgeerkrankungen zu vermeiden. Sind sie in einem Beruf beschäftigt, der bekannt ist für das Auslösen eines Golferellenbogens, so sollten sie ausgleichende Übungen für die Stärkung der Streckmuskulatur des Unterarms machen um einem Muskelungleichgewicht prophylaktisch entgegenzuwirken.
Lesen Sie hierzu auch: Physiotherapie Mausarm, Krankengymnastik Tennisarm