Übungen bei bestehender Facettenarthrose

Der Gelenkknorpel wird durch Bewegung ernährt und versorgt. Eine physiologische Bewegung der Facettengelenke kann einer Arthrose vorbeugen oder bei einer bereits begonnen ihr Fortschreiten verhindern. Die Lendenwirbelsäule lässt sich vor allem in Flexion (Beugung) und Extension (Streckung) bewegen. Aber auch die Rotation und seitliche Neigung (Lateralflexion) der Wirbelsäule gehören zu den täglichen Bewegubgsmustern. All diese Bewegungen sollten beim Mobilitätstraining beachtet werden. Die Übungen sollten leicht und schmerzfrei sein. Am besten sollte das Körpergewicht abgenommen werden um die Facettengelenke nicht zu komprimieren und so Stress auszusetzen. Übungen im Liegen, oder im Sitz bieten sich dafür gut an.

Übungen für die LWS

1. Übung
Beispielsweise kann aus der Rückenlage immer abwechselnd ein Bein nach unten lang vom Körper weggeschoben und wieder angezogen werden. Hierbei sollten die Knie ruhig und unbewegt bleiben. Die Bewegung erfolgt aus der LWS, die hervorstehenden Beckenknochen bewegen sich in einer Ebene nach unten und nach oben. Die Lateralflexion der LWS wird mobilisiert.

2. Übung
Aus dem Sitz kann das Becken nach vorn und nach hinten gekippt werden, der Oberkörper bleibt dabei stabil im Raum, die Beckenknochen schauen einmal nach unten vorne und richten sich dann nach oben hinten auf. Man rollt das Becken über die Sitzbeinhöcker um die LWS in Beugung und Streckung zu mobilisieren.

Weitere gute Übungen um die Facettengelenke zu entlasten, finden Sie in dem Artikel "Übungen gegen ein Hohlkreuz"

Essentiell für die Vermeidung vom Entstehen einer Arthrose oder ihrem Fortschreiten ist eine physiologische Haltung der Lendenwirbelsäule. Bei Patienten die viel sitzen kann es zu einer Hüftbeugekontraktur kommen - die Streckung der Hüfte ist eingeschränkt. Dies wirkt sich auf die Lendenwirbelsäule aus.

Übungen für die Hüftbeweglichkeit können also auch bei einer Facettengelenksarthrose in der LWS helfen. Übungen dazu finden Sie in den Artikeln Mobilisationsübungen und Dehnübungen.

Übungen für die BWS

Die Brustwirbelsäule ist weniger beweglich als die Lendenwirbelsäule oder die Halswirbelsäule, da an ihr die Rippen befestigt sind und der Brustkorb nicht viel Bewegungsrichtung in Rotation oder Seitenneigung zulässt. Eine Facettengelenksarthrose der Brustwirbelsäule ist seltener als in den anderen Wirbelsäulenabschnitten. Auch hier gilt es allerdings eine möglichst physiologische Haltung zu erreichen um die Wirbelgelenke nicht zusätzlich zu belasten. Durch unsere alltägliche Arbeit ist meist die Brustmuskulatur im Vergleich zur Rückenmuskulatur zu schwach und zieht die Brustwirbelsäule in eine vermehrte Beugung. Es hilft häufig die Aufrichtung zu trainieren und die Brustmuskulatur zu dehnen.

1. Übung
Zum Üben bieten sich Armbewegungen an, bei denen sich die Schulterblätter zusammen ziehen. Das beidseitige Öffnen der Arme nach außen oben, sollte mit der Einatmung kombiniert werden und trainiert die aufrichtende Muskulatur während die Brustmuskulatur gedehnt wird. Die Übung kann gut im Sitz durchgeführt werden und sollte langsam und kontrolliert erfolgen.

2. Übung
Für die gesamte Beweglichkeit der BWS können beide Hände ineinander gefaltet werden und neben dem Körper Richtung Boden gestreckt werden (der Patient sitzt auf einem Hocker) anschließend führt man beide Hände in einem großen Bogen diagonal zur anderen Seite nach oben hinter den Kopf (Golfschlagbewegung). Der Blick folgt den Händen. Die Rotation und Seitneigung sowie die Beugung und die Streckung werden mobilisiert. Die Übung kann 15-20 mal hintereinander in 3 Sätzen auf beiden Seiten durchgeführt werden.

Weitere Übungen für die BWS finden Sie in dem Artikel "Übungen bei einem Facettensyndrom in der BWS"

Übungen für die HWS

Die Halswirbelsäule neigt häufig zur Facettengelenksarthrose. Sie ist der beweglichste Abschnitt unserer Wirbelsäule. Bei der Facettenarthrose in der HWS kann es auch zu Ausstrahlung in die Arme oder in den Kopf kommen. Am Kopf bietet sich neben einer mobilisierenden Therapie auch besonders die Traktionsbehandlung an, bei der der Therapeut den Kopf des Patienten greift und leichten Zug ausübt. Die Gelenkflächen lösen sich so voneinander und die Strukturen können entspannen. Die HWS ist sehr filigran. Sie sollte nur vorsichtig mobilisiert werden. Gerade die Extension (das in den Nacken legen) kann bei der Facettenarthrose schwierig sein. Die knöchernen Anbauten können den Kanal in dem ein kopfversorgendes Gefäß verläuft, einengen und zu Schwindel oder anderen neurologischen Symptomen führen.

Der Artikel Beweglichkeit der Halswirbelsäule könnte Sie diesbezüglich auch interessieren.

1. Übung
Der Patient sitzt auch bei der Mobilisation der Halswirbelsäule aufrecht auf einem Hocker und kann nun den Kopf langsam von rechts nach links drehen, während der Brustkorb still im Raum bleibt. Das Kinn ist angezogen, sodass die Halswirbelsäule aufgerichtet ist.

2. Übung
Neben der Rotation kann auch die Seitenneigung trainiert werden. Hierfür senkt der Patient abwechselnd ein Ohr zur Schulter und hebt den Kopf wieder an.

3. Übung
Für die Beugung rollt der Patient das Kinn Stück für Stück in Richtung Brustbein und richtet sich anschließend wieder auf. Der Kopf sollte nur vorsichtig in die Extension (Streckung) mobilisiert werden. Es sollte weder bei der Rotation noch bei der Streckung der Halswirbelsäule Schwindel, Ohrgeräusche oder Sehstörungen auftreten.

Weitere Übungen finden Sie in den Artikeln:

Bei einer Facettengelenksarthrose in der HWS ist häufig die Schulternackenmuskulatur verspannt, sanfte Dehnübungen für diese Muskulatur können, langfristig durchgeführt Spannungskopfschmerzen und Verspannungen lösen. Schulterkreisen kann die Muskulatur entspannen.

Konservative Therapie/ Physiotherapie

Die krankengymnastische Therapie zielt darauf ab, die Beweglichkeit der Wirbelsäule weitgehend zu erhalten und Symptome der Arthrose wie Schmerzen und Verspannungen zu minimieren. Für letzteres bieten sich Massagetechniken, Triggerpunktbehandlung und Faszientherapie an. Auch ein Dehnungs- und Übungsprogramm sollte mit dem Patienten erarbeitet werden, welches er zu Hause sicher und selbstständig ausführen kann.

Die Mobilität der Wirbelsäule kann durch Manuelle Therapie vom Therapeuten passiv verbessert werden. Traktionsbehandlungen können zum Beispiel im Schlingentisch die betroffenen Gelenke kurzzeitig entlasten und Schmerzen lindern. Besonders wichtig ist auch die Haltungskorrektur sowie das Erlernen des physiologischen, rückengerechten Verhaltens im Alltag. Der Patient sollte wissen, welche Haltung ihm schadet und wie er dagegen angehen kann. Ein Training für zu Hause mit Übungen für die Entlastung nach Überbelastung, mit mobilisierenden Übungen und Kräftigungsübungen für zu schwache Muskulatur sollte erarbeitet werden. Die Qualität der Durchführung ist wichtig, da eine falsche Ausführung zu weiteren Fehlbelastungen führen kann. 

Der Patient sollte über Mittel informiert werden, wie er sich bei akuten Schmerzzuständen selbstständig helfen kann. Entlastende Stellungen wie die Stufenlagerung sind hier als Beispiel aufzuführen.

Ergänzend zur Bewegungstherapie und manuellen Behandlung durch den Therapeuten bietet sich ein breites Spektrum an Möglichkeiten aus der physikalischen Therapie und er Elektrotherapie. Elektrotherapie kann schmerzlindernd wirken. Es gibt Geräte, die der Patient zu Hause anwenden kann (z.B. TENS). Wärme und Kälteanwendungen können bei Verspannungen oder Entzündungen hilfreich sein. Es gibt für Patienten mit Facettenarthrose ein großes Angebot an Kursen und Gruppen. Rückenfitkurse, Rückenschule oder auch Aquagymnastik sind häufig in jeder Stadt angeboten und werden oft von der Krankenkasse bezuschusst.

Lesen Sie mehr zu dem Thema in dem Artikel "Krankengymnastik bei einer Facettenarthrose in der BWS"

Cortison

Bei starken therapieresistenten Schmerzen kann eine Cortisoninjektion direkt ins Facettengelenk erfolgen. Dies findet meistens während einer CT-Bildgebung statt. Man spricht dabei von einer Schmerztherapie. Häufig werden mehrere Sitzungen in einem Zeitraum von 6-12 Wochen angesetzt. Cortison wird in das Gelenk gespritzt und kann dort seine entzündungshemmende Wirkung ausbreiten. Die typischen Nebenwirkungen von Cortison, wie Gewichtszunahme, sind wegen der lokalen und relativ niedrigen Dosis nicht zu erwarten. Die Erfolge der Therapie variieren. Meist sind kurzfristig gute Verbesserung der Symptomatik zu erreichen. Eine Prognose, wie lange diese anhält, ist jedoch nicht zu machen und variiert von Patient zu Patient stark. Cortison wird eine knorpelschädigende Wirkung nachgesagt. Ob Cortison das Mittel der Wahl bei einer Langzeitherapie ist, ist ärztlich abzuklären.

Ernährung

Die Ernährung spielt bei jeglicher Art von Arthrose eine Rolle. Es gibt bestimmte Nahrungsmittel, denen nachgesagt wird, eine entzündungsfördernde Wirkung zu haben. So sollte zum Beispiel wenn möglich auf rotes Fleisch verzichtet werden, zu viel Zucker kann ebenfalls schädlich sein für die Gelenke. Der Säure-Basen-Haushalt soll ebenfalls Einfluss haben. Die Ernährungsumstellung sollte von einem Fachmann überprüft und mitgestaltet werden. Sie dient lediglich zur Unterstützung der klassischen Behandlung der Facettenarthrose und kann die medikamentöse Therapie ergänzen, nicht aber vollends ersetzen. Es gibt Ernährungsberater, die sich auf die Betreuung von Patienten mit Gelenkbeschwerden spezialisiert haben. 

Das Facettengelenk

Unserer Wirbelsäule besitzt beidseitig neben den Wirbelkörpern Facettengelenke. Über die Facettengelenke findet Bewegung zwischen den einzelnen Wirbeln statt. Ein Facettengelenk befindet sich zwischen den Querfortsätzen zweier übereinander liegender Wirbel. Die knöchernen Fortsätze sind wie bei Extremitätengelenken auch von einer Schicht Gelenkknorpel überzogen und von einer Gelenkkapsel umhüllt. Bei der Arthrose der Facettengelenke kommt es zur Abnahme der Knorpelqualität und Masse bis die Knochen direkt übereinander reiben. Auch die Kapsel kann durch immer wieder auftretende Entzündungsprozesse in Mitleidenschaft gezogen werden. Es kommt dann zu lokalen Rückenschmerzen und Verspannungen im betroffenen Bereich.

Die Beweglichkeit ist schmerzhaft und eingeschränkt. Dadurch, dass die Spinalnerven durch die Zwischenwirbellöcher zwischen den Querfortsätzen austreten, kann es auch zu sogenannten segmentalen Beschwerden kommen. Wenn durch knöcherne Anbauten oder Entzündungen am Facettengelenk die neuralen Strukturen gereizt werden, kann es zu Schmerzen oder Ausfallerscheinungen im Versorgungsgebiet des Nerven kommen. Je nach dem ob es sich um einen motorischen oder um einen sensiblen Nerven handelt, kann es so zu Empfindungsstörungen oder zum Kraftverlust im, vom Nerven versorgter Muskulatur kommen.

Zusammenfassung

Die Facettenarthrose ist eine häufige Erkrankung der Wirbelsäule. Es kommt zum Verschleiß der Wirbelgelenke, was zu Rückenschmerzen, Verspannungen und ausstrahlenden Schmerzen, Sensibilitätsstörungen oder motorischen Ausfällen in den Extremitäten führen kann. Die Behandlung findet unter anderem mittels Krankengymnastik statt. Mobilisierende, kräftigende und entspannende Übungen sollte der Patient regelmäßig zu Hause machen. Die Medikamentöse Therapie reicht von Schmerzmedikamenten bis hin zur CT-unterstützen Injektion von Cortison direkt in die betroffenen Gelenke. Über die Ernährung kann Einfluss auf Entzündungsvorgänge genommen werden. Eine Ernährungsumstellung kann die Symptome verbessern sollte aber unterstützend zur Medikamentösen Therapie erfolgen. Neben der Krankengymnastik können auch Mittel der physikalischen Therapie (Wärme, Kälte) oder Elektrotherapie hilfreich sein.