Eine Nervenwurzelkompression (Radikulopathie) in der Brustwirbelsäule beschreibt die Einengung einer Nervenwurzel im thorakalen (zum Brustraum gehörigen) Spinalkanal der Wirbelsäule. Ein- und austretende Nervenfasern und Faserbündel an der Wirbelsäule werden komprimiert. Ein Bandscheibenvorfall (Prolaps), Vorwölbung der Bandscheibe (Protrusion) oder Sequester kommen als typische Auslöser in Frage. Eine andere Bezeichnung für dieses Krankheitsbild ist Nervenwurzelsyndrom. Abhängig von der Lokalisation wird eine lumbale, thorakale oder zervikale Nervenwurzelkompression differenziert. Eine Nervenwurzelkompression in der Brustwirbelsäule ist mit etwa 2% vertreten.
Die physiotherapeutische Behandlung bei einer Nervenwurzelkompression besteht zunächst in der Schmerzreduktion. Angestrebt wird dabei eine Entlastung der Wirbelsäule und schmerzlindernde Maßnahmen, wie Elektrotherapie, Massagen, Dehnlagerungen, Entspannungsbäder, sowie Wärmeanwendungen. Spezifischere Techniken wie eine Schlingentischbehandlung, Mobilisation des Wirbelsäulenabschnitts ohne Belastung oder die "Mc-Kenzie"-Therapie können auch angewandt werden. Sobald das Schmerzausmaß und Bewegungsausmaß in einem adäquaten Bereich liegt, wird eine Stabilisierung der Bauch- und Rückenmuskulatur angestrebt. Hierbei kommen oft isometrische Übungen zum Einsatz. Sehr bekannt sind isometrische Anspannungstechniken nach "Brunkow". Auch klassische Konzepte aus der "Rückenschule" oder Techniken von "Brügger" werden eingesetzt um Haltung und Rumpfstabilität zu verbessern. Optimal sind dabei anfangs Übungen in Rückenlage, Bauchlage oder Vierfüsslerstand, da hierbei die Bandscheiben minimal belastet werden. Ziel ist in diesem Stadium eine muskuläre Kompensation für die knöchernen (ossären) oder gelenkbedingten (artikulären) Defizite zu schaffen. Eine Kombination von Traktionstechniken (Zug) kann, soweit schmerzfrei möglich, die Stoffwechselfunktion der Bandscheiben verbessern. Dies muss, je nach Einzelfall, individuell und schmerzadaptiert angepasst werden.
Weitere Informationen und effektive Übungen finden Sie dazu auch in unserem Artikel Rückenschule.
Sobald eine muskuläre Stabilisation erfolgt ist und der Betroffene in der Lage ist schmerzfrei zu gehen, wird eine Optimierung des Gangbildes, der Haltung und eine Schulung für den Alltag angestrebt. Schweres Heben, falsches Bücken, ungünstige Sportarten, repetitive Bewegungsmuster, mangelnde Flüssigkeitszufuhr, Schlafmangel und Arbeitsergonomie sollte der Physiotherapeut ansprechen und abklären in welchem Bereich Optimierungsmöglichkeiten vorhanden sind.
Detailliertere Informationen finden Sie dazu in unseren Artikeln:
Klassische Symptome sind intensive Schmerzen im Segment der komprimierten Nervenwurzel mit teilweise ausstrahlendem Charakter. Auch Parästhesien und Lähmungserscheinungen können auftreten. Weiterhin lassen sich oft Verspannungen und Rückenschmerzen beobachten. Lähmungen (Paresen) sowie eine atrophierte Rückenmuskulatur sind ebenfalls anzutreffen. Schonhaltungen sind daher bei diesem Krankheitsbild häufig vorzufinden. Zusätzlich können eine Ischialgie, Reduktion von Reflexen sowie Funktionsstörungen der Darm- und Blasenaktivität auftreten. Eine Kompression der Wirbelsäule bei Sprüngen, Treppenlaufen, abrupten Bewegungen, Lachen oder Husten führt oft zu einer Verstärkung der Beschwerden.
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Im Bereich der Halswirbelsäule führt eine Nervenwurzelkompression zu einer Engstellung und direkten Kompression des Rückenmarks (Myelon). Dadurch wird die Durchblutung im betroffenen Rückenmarkbereich vermindert und dieses geschädigt (Myelopathie). Es treten in die Arme ausstrahlende Schmerzen auf. Weiterhin anzutreffen sind Gangunsicherheit, Lähmungen der Arme und/oder Beine sowie Parästhesien, überwiegend in den Armen. Oft treten verminderte Reflexe an den Armen auf sowie gesteigerte Beinreflexe auf. Potenzstörungen oder Blasen-Mastdarmstörungen folgen als Spätsymptome.
Sogenannte Dermatome (Hautbereiche) und Kennmuskeln, die nur von einem Spinalnervenpaar versorgt werden, gelten als Anhaltspunkt um festzustellen auf welcher Höhe eine Läsion der Wirbelsäule lokalisiert ist. Beispielsweise führt eine Schädigung der Nervenwurzeln im Bereich der Halswirbelkörper 5 und 6 dazu, dass der Arm nicht mehr gebeugt werden kann. Außerdem tritt eine Parästhesie am äußeren Rand des Biceps Muskels auf. Ein Reflextest der Bicepssehne kann als zusätzliche Bestätigung der Diagnose dienen.
Bei der Therapie einer Nervenwurzelkompression in der Halswirbelsäule ist die Schmerzlinderung der erste Schritt. Dies kann über Injektion von Lokalanästhetika und Entzündungshemmern wie Kortikosteroiden erfolgen. Im Folgenden wird eine Entlastung der Halswirbelsäule und muskuläre Stabilisation angestrebt.
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Eine Nervenwurzelkompression im Bereich der Lendenwirbelsäule ist die häufigst vorkommende Radikulopathie mit etwa 90% Anteil. Dies liegt an der besonderen Belastung der Lendenwirbel beim Heben von Lasten und bei Druck und Kompressionsbelastungen durch Sprünge und Ähnliches. Überwiegend betroffen sind die Wirbel LWK (Lendenwirbelkörper) 4/5 sowie LWK 5/SWK 1 (Sakralwirbelkörper).
Ist die Ursache ein Bandscheibenvorfall, so treten Schmerzen an der Beinvorder- /außen- /oder Beinhinterseite auf. Die Schmerzen strahlen also in die Beine aus. Auch ein Wirbelgleiten (Spondylolisthesis) oder ein degenerativer Abbau von Knochen und Knorpel (Osteochondrose) kann Nervenwurzeln in der Lendenwirbelsäule komprimieren. Die Spondylolisthesis ist oft bei Sportlern zu beobachten, die enorme Belastungen der LWS in ihrem Training generieren. Beispielsweise Turner, Schmetterlingsschwimmer oder Bodybuilder. Die Wirbelkörper werden durch die hohen Belastungen im Lendenwirbelbereich keilförmig und tendieren somit zu einem Gleiten nach vorne (ventral).
Weitere Informationen zu einer Spondylolisthesis und ihrer Behandlung finden Sie in unserem Artikel Krankengymnastik bei Spondylolisthesis.
Eine Spinalkanalstenose tritt meist im Alter zwischen 50 und 90 Jahren auf. Durch den degenerativen Abbau an Knorpelmasse und Verlust an Flexibilität der Knorpel kommt es zur Vorwölbung der Bandscheiben und zu Knochenanbauten.
Was sie bei einer Spinalkanalstenose tun können, lesen Sie in unserem Artikel Physiotherapie bei einer Spinalkanalstenose.
Eine Nervenwurzelkompression ist in der Regel Folge von degenerativen Veränderungen der Wirbelkörper und der Bandscheiben. Traumatische Ursachen sind primär eher selten, kommen aber durch vorangegangene Alterungsprozesse zum Tragen. Von leichten Symptomen wie Taubheitsgefühl in den Fingern bis hin zu Lähmungen von Extremitäten oder Verdauungsbeschwerden und Inkontinenzen ist die Bandbreite an Symptomen sehr groß. Eine exakte Anamnese und Differentialdiagnose ist daher Voraussetzung für eine adäquate Behandlung bei einer Nervenwurzelkompression. In jedem Fall kann eine frühzeitige Behandlung schwere Folgeschäden vermeiden.
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