Krankengymnastik nach Knie Tep

Das Knie ist ein sehr komplexes Gelenk, welches großen Kräften standhalten muss. Einer der häufigsten, altersbedingten Verschleißerscheinungen finden am Kniegelenk statt. Erkrankungen wie die Kniearthrose können den Alltag vieler Personen erschweren. Wenn der Knorpelschaden oder die Schmerzen zu stark werden und sich die Schmerzsituation nicht verbessert, wird häufig das Gelenk durch eine Knie-Totalendoprothese (Knie-Tep) ausgetauscht. Dadurch soll das Knie wieder funktionstüchtig werden und seine Funktion im Idealfall schmerzfrei aufnehmen. Da eine Operation immer ein Durchschneiden der Muskulatur und anderer Strukturen bedeutet, können Beschwerden folgen. Dazu zählen Schmerzen, Bewegungs- und Krafteinschränkungen. Damit die Beweglichkeit wieder hergestellt wird, ist die Bewegungstherapie wichtig. So können Strukturen wieder an die notwendige Belastung angepasst werden. Zudem sollen kräftigende Übungen wieder die Stabilität im Kniegelenk gewährleisten. 

Übungen

Mit kräftigenden Übungen kann in den meisten Fällen schon einige Tage nach der Operation begonnen werden. Der Grad des Widerstandes und Wiederholungsanzahl wird an die Schmerzsituation des Patienten angepasst. Auch kann es Fälle geben, an denen das Bein nach der Operation erstmal nicht belastet werden darf. Daher sollte zuerst mit leichten Übungen angefangen werden. Wenn es die Schmerz- und Heilungssituation, sowie ärztliche Erlaubnis zulassen, können Übungen schon am zweiten Tag nach der Operation erfolgen. Wichtig ist, dass nicht zu spät angefangen wird. Die Übungen bei einer Knie-Tep werden in 15 - 20 Wiederholungen und 3-5 Serien durchgeführt. Führen Sie die Übungen langsam durch und bleiben im schmerzfreien Bereich. Die nachfolgenden Übungen eignen sich für Personen in der Rehabilitationsphase. Zwar können viele dieser Übungen auch in der akuten Phase durchgeführt werden, doch die Schmerzsitutaion und Beweglichkeit des operierten Kniegelenkes lassen dies am Anfang häufig nicht zu.

1. Übung
Im Liegen fangen Sie mit beiden Beinen an zu strampeln, als würden Sie sich auf einem Fahrrad befinden. Zur Steigerung dieser Übung können Sie sitzen. Strampel Sie zuerst mit dem operierten Bein und dann mit dem anderen.

2. Übung
Sie liegen auf dem Rücken und haben beide Beine angewinkelt. Diese sind hüftbreit voneinander entfernt. Heben Sie ihr Becken an und achten darauf, dass das Becken mit den Oberschenkeln eine Linie ergibt. Das Becken darf in der Übung nicht absinken. Halten Sie diese Position für 15-20 Sekunden. Zur Steigerung dieser Übung, können Sie auch die Arme nach oben ausstrecken und schnelle, kleine Hackbewegungen mit den Armen machen.

3. Übung
Wenn die Übung aus Nummer 2 ihnen zu leicht ist, können Sie eine Steigerung hinzunehmen. Heben Sie wieder ihr Gesäß an und haben die Arme locker auf dem Boden liegend. Diesmal bleibt das eine Bein angewinkelt und das andere wird jetzt nach oben in die Luft ausgestreckt. Halten Sie das Bein oben und wechseln dann nach 15-20 Sekunden die Seite und strecken das andere aus.

4. Übung
Legen Sie sich auf den Bauch und winkeln die Arme neben dem Oberkörper an. Die Beine bleiben ausgestreckt. Während der Übung schauen Sie nach unten auf den Boden. Heben Sie jetzt die angewinkelten Arme und die gestreckten Beine nach oben und halten die Position. Behalten Sie diese Position für ca. 15 Sekunden bei.

5. Übung
Stellen Sie sich auf beide Beine und strecken dann beide Arme nach oben aus. Gehen Sie jetzt auf die Zehenspitzen und strecken abwechselnd beide Arme zur Decke aus. Dabei bleiben Sie auf den Zehenspitzen stehen.

6. Übung
Stellen sie sich auf eine Stufe mit dem Vorfuß. Drücken sie sich nun mit dem Vorfuß hoch und gehen dann wieder mit der Ferse runter. Zur Sicherheit können Sie sich an etwas festhalten, damit Sie das Gleichgewicht halten.

Weitere Übungen nach einer Knietep-OP finden Sie in dem Artikel Übungen bei Knieverletzungen.

7. Übung
Für diese Übung brauchen Sie wieder eine Treppenstufe und ein Geländer. Halten Sie sich am Geländer fest, um das Gleichgewicht halten zu können. Stellen Sie ein Bein auf eine Stufe und das andere Bein bleibt auf dem Boden. Verlagern Sie jetzt ihr Gewicht auf das Bein auf der Stufe und lassen das hintere Bein in der Luft schweben. Dann verlagern Sie ihr Gewicht wieder auf das hintere Bein und stellen es wieder am Boden ab.

8. Übung
Neben kräftigender Übungen sind auch koordinative Übungen von großer Bedeutung. So kann sich der Muskel an verschiedene und auch ungewohnte Gegebenheiten im Alltag gewöhnen. In dieser Übung muss jedoch das Gleichgewicht des Patienten gut sein. Auch muss die Operation mehrere Wochen zurückliegen. Stellen Sie sich auf ein Bein und beugen das Knie leicht an. Es bleibt hinter den Fußspitzen. Versuchen Sie jetzt mit den Armen abwechselnd nach vorne und hinten zu schwingen. Hierbei müssen Sie versuchen, das Gleichgewicht zu halten und das schwebende Bein darf nicht den Boden berühren.

9. Übung
Auch können Dehnübungen Sie dabei unterstützen, ihre Muskulatur zu lockern. Legen Sie sich einfach auf den Rücken und legen beide Beine ab. Heben Sie jetzt ein Bein soweit es geht zur Decke hoch und halten es oben. Sie können das angehobene Bein mit beiden Händen festhalten. Ziehen Sie die Ferse zur Decke und die Zehenspitzen zur Nase. Halten Sie dann die Dehnung für 15-20 Sekunden.

Weitere Übungen für das Kniegelenk finden sie in den Artikeln

Manuelle Therapie

Bei der manuellen Therapie geht es darum, Störungen im Bereich der Gelenke zu diagnostizieren und zu behandeln. Nach dem Einsatz einer Knie-TEP kommt es bei den Patienten oft zu schmerzhaften Bewegungseinschränkungen. Die Ursache für die Probleme liegt meist in dem umgebenden Weichteilgewebe des Gelenks. Durch die Operation und die verminderte Belastung nach der Operation, kommt es im Knie oft zu Muskelverhärtungen und -verkürzungen, Verklebungen oder Problemen mit dem Sehnen- und Bänderapparat.  Die manuelle Therapie bietet hier einen Therapieansatz, um diese Probleme gezielt anzugehen. Verschiedene Grifftechniken, bei denen es um die genaue Position der Hände und deren Bewegungsrichtung und Krafteinsatz geht, ermöglichen es Probleme punktgenau anzugehen und somit das Kniegelenk zu mobilisieren. Einzelne Muskel, Sehnen oder Bänder gezielt zu dehnen, zu kräftigen oder zu aktivieren und somit eine dreidimensionale Bewegungserweiterung des Knies zu ermöglichen, sind weitere Ziele der manuellen Therapie. Wichtig für eine erfolgreiche Behandlung ist, das der Physiotherapeut eine genaue Befunderhebung unter Berücksichtigung aller strukturellen Zusammenhänge vornimmt, damit die Patienten optimal betreut werden können.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema in dem Artikel Manuelle Therapie

Physikalische Therapie

Die physikalische Therapie nach einer Knie-TEP ist einer der wichtigsten Bestandteile in der Rehabilitation. Das Ziel der physikalischen Therapie ist es, den Patienten möglichst schnell schmerzfrei zu bekommen, das neue Kniegelenk zu mobilisieren und die volle Belastbarkeit so zeitnah wie möglich wieder zu erreichen. Patientenindividuell wird ein gestaffelter Behandlungsplan erstellt um diese Ziele zu erreichen. Verschiedene Therapieansätze werden dabei angewandt:

  • passive Mobilisation: Bewegungen ohne mithilfe des Patienten durch den Physiotherapeuten, eine Motorschiene und leichte Streckübungen noch im Krankenhausbett.

  • aktive Mobilisation: Dehn-, Kräftigungs, Koordinations- und Stabilisierungsübungen, die dem Fortschritt der Reha entsprechen und langsam gesteigert werden.

  • Reha-Sport: In Gruppentherapie oder Einzelsitzungen mit Gymnastik, Wassergymnastik, Fahrradfahren und anderen Bewegungsübungen.

  • Therapiebegleitende Techniken wie Manuelle Therapie , Lymphdrainage, Kälte- oder Wärmeanwendungen und Massagen zur Lockerung der verspannten Muskulatur.

Muskelaufbautraining für das Knie

Nach dem Einsatz einer Knie-TEP ist das Muskelaufbautraining essentiell. Im Idealfall wird damit sogar schon vor der Operation begonnen, um das Knie optimal auf die Rehabilitation vorzubereiten und den Heilungsverlauf positiv zu beeinflussen. Wichtig ist, dass der Muskelaufbau unter Aufsicht stattfindet und von einem erfahrenen Therapeuten angeleitet wird. So wird vermieden, dass die Patienten das Kniegelenk frühzeitig überlasten oder durch eine falsche Übungsausführung möglicherweise Schäden verursachen.

Das Muskelaufbautraining gliedert sich nach der Operation in kleinere Etappen, wobei zunächst mit sanften Übungen und sehr niedriger Intensität begonnen wird, welche dann im Laufe der Rehabilitation langsam und kontrolliert gesteigert wird. Um die Muskeln wieder aufzubauen gibt es verschiedene Möglichkeiten. Zum einen wird der Patient einen Trainingsplan mit verschiedenen, individuell auf ihn abgestimmten  Kräftigungsübungen bekommen, zum anderen wird in der Reha Gruppensport betrieben. Auch in der Physiotherapie wird  an Geräten Krafttraining betrieben. Sportarten wie Gymnastik, Nordic Walking oder Schwimmen sind gelenkschonend und tragen ebenfalls zu einem ausgeglichenen Muskelaufbau bei. Wenn die Prothese frühzeitig überlastet wird, kann es zu vorzeitigen Verschleißerscheinungen kommen. Dies wiederum vermindert die Haltbarkeit der Knieendoprothese.

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OP - Dauer

Voraussetzung für das Anbringen einer Knie-TEP, ist ein stabiler Gesundheitszustand. Die Operation wird unter Vollnarkose durchgeführt und ist ein größerer Eingriff. Um Zugriff auf das Gelenk zu haben, werden umliegende Strukturen wie die Muskulatur durchtrennt. So kann direkt am Gelenk gearbeitet werden. Es werden die Verbindungsflächen von Ober- und Unterschenkel abgetragen und durch Metallplatten ersetzt. Damit die Knie-TEP im Knochen fixiert werden kann, wird eine Einkerbung in den Knochen angebracht. Je nach Art der Knie-TEP, wird tief in den Knochen gegangen. Um am Knochen zu bleiben, werden diese neu angebrachten Metallplatten einzementiert. Die Dauer der Operation ist nicht immer gleich und kann 90-120 Minuten andauern. Wenn sich andeutet, dass die Strukturen um das Knie herum durchtrennt werden müssen, muss dementsprechend auch viel nach der Operation abheilen. Zu diesen Strukturen gehört nicht nur die Muskulatur, sondern auch Bänder, Kapseln oder Faszien. Wenn man sich dies verdeutlicht, ist es einfacher sich vorzustellen wie viel heilen muss und wie lange der Heilungsprozess dauern kann. Die Heilungsphase lässt sich immer in 3 Phasen unterteilen:

  • Entzündungsphase/Proliferationsphase: 0-5 Tag
  • Heilungsphase: 5-21 Tag
  • Konsolidierungs und Umbauphase: 21-360 Tag 

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Medikamente gegen die Schmerzen/ Analgetika

Analgetika sind von zentraler Bedeutung bei der Behandlung von Schmerzen. Es handelt sich dabei um Substanzen, die dazu in der Lage sind, die Schmerzempfindung zu verringern oder sogar komplett auszuschalten, ohne dabei andere wichtige Funktionen des zentralen Nervensystems auszuschalten. Insgesamt gibt es zwei große Gruppen von Anlagetika.

  • Zum einen die Opioide, wobei es sich um stark wirksame Substanzen handelt, die bei mittelschweren bis starken Schmerzen eingesetzt werden. Beispiele für Opioidanalgetika sind Morphin, Oxycodon, Methadon oder Fentanyl.
  • Die andere Gruppe von Anlagetika sind die sogennanten Nicht-Opioid-Analgetika. Diese Gruppe lässt sich ebenfalls in verschiedene Untergruppen teilen, wovon die NSAR (nichtsteroidale Antirheumatika) wohl die bekannteste ist. Die Substanzen der Nicht-Opioid-Analgetika werden bei leichteren Schmerzen und in Kombination mit Opioiden bei starken Schmerzen eingesetzt. Die Stoffe unterscheiden sich im wesentlichen vor Allem durch ihren Wirkmechanismus, woraus auch die Vielzahl an Nebenwirkungen resultiert. Vertreter von Nicht-Opioid-Analgetika sind z.B. Paracetamol, ASS, Ibuprofen oder Novaminsulfon.

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Medikamente gegen die Entzündung/ NSAR

NSAR, das steht für nichtsteroidale Antirheumatika und beschreibt eine spezielle Medikamentengruppe die sowohl schmerzstillend (analgetisch), fiebersenkend (antipyretisch) und entzündungshemmend (antiphlogistisch) wirken. Der Wirkmechanismus basiert auf der Hemmung eines bestimmten bestimmten Enzyms, der Cyclooxygenase, welche für die Schmerzentstehung verantwortlich ist, indem es die Schmerzmediatoren (Stoffe die den Schmerz und die Entzündungsreaktion auslösen) wie z.B. Prostaglandine synthetisiert. Durch die Hemmung der Cyclooxygenase durch die NSAR wird dieser Kreislauf unterbrochen. Unterschieden wird hier zwischen den nicht selektiven COX-Hemmern (hierzu zählt z.B. Ibuprofen oder Diclofenac) und den selektiven COX-2-Hemmern, die wie der Name bereits andeutet, nur die Cyclooxigenase 2 hemmen (zu dieser Gruppe zählen die Coxibe). Allgemein werden die selektiven COX-2-Hemmer besser vertragen, da durch die nicht selektiven COX-Hemmer auch andere Funktionen, wie zum Beispiel der Schutz der Magenschleimhaut verloren geht.

Weitere therapeutische Maßnahmen

Je nach Beschwerdebild des Patienten variieren die Behandlungsmöglichkeiten bei einem Patienten mit einer Knie-Tep. Zuerst und vor allem am Anfang steht der Schmerz im Vordergrund. Um eine Reduktion zu erreichen, können Massagen oder auch Kälteapplikationen angewendet werden. Um die Schwellung zu minimieren und den Heilungsprozess zu beschleunigen und die Schmerzsituation dadurch zu verbessern, kann manuelle Lymphdrainage verordnet werden. Ein weiteres Ziel bei einer Knie-Tep ist die Beweglichkeit des Kniegelenkes zu erhalten und zu verbessern. Dafür wird das Gelenk in alle Bewegungsrichtungen mobilisiert. In vielen Rehabilitationskliniken werden Bewegungsbäder angeboten. Durch das Wasser sind Bewegungen leichter durchzuführen. Durch den Druck im Wasser, wirkt es im Knie entstauend und hat einen Effekt wie bei der manuellen Lymphdrainage. Auch ist das Gewicht, welches auf das operierte Knie wirkt, deutlich reduziert.  Infektionen an der Operationswunde oder offene Wunden sind hierbei allerdings nicht erlaubt und Patienten dürfen in diesem Fall das Bewegungsbad nicht nutzen. Weitere Informationen dazu finden sie in dem Artikel Wassergymnastik. Um die Beweglichkeit zusätzlich zur Bewegungstherapie zu unterstützen, gibt es sogenannte Bewegungsschienen, in denen das Bein reingelegt wird und das Knie ohne Pause gebeugt und wieder gestreckt wird. Dies ist eine zusätzliche Maßnahme zur Bewegungstherapie beim Physiotherapeuten. Die Bewegung erfolgt passiv und der Bewegungsgrad der Bewegung kann so gut kontrolliert werden. Eine Bewegungsschiene wird häufig bei Patienten mit einer Knie-Tep vom Arzt verordnet.

Zusammenfassung

Die Knietotalendoprothese (Knie-Tep) ist eines der häufigsten Therapieoptionen bei Patienten, deren Schmerz- und Verschleißsituation sich nicht mehr verbessert. Sie soll durch Unterstützung von Physiotherapie, zu einem beschwerdefreien Bewegungsablauf führen und die Alltagssituation des Patienten verbessern. Da in der Operation die Strukturen durchtrennt werden, findet ein langer Heilungsprozess statt, der durch physiotherapeutische Maßnahmen unterstützt wird.