Krankengymnastik bei einem Bandscheibenvorfall

Die Therapie richtet sich immer nach dem Beschwerdegrad des Bandscheibenvorfalls. Zum Beispiel muss nach einer Operation mit ganz einfachen Übungen/ Methoden therapiert werden. Von Woche zu Woche erfolgt dann eine stetige Belastungssteigerung. Besteht allerdings keine Indikation für eine Operation, beginnt der Patient nicht bei "O" mit der Therapie. Der Betroffene kann schneller mit komplexeren Übungen unter Last beginnen.

  • Im weiteren Verlauf dieses Artikels finden Sie die einzelnen Stadien der Heilung nach einer Bandscheiben - OP, mit den jeweilig erlaubten Bewegungen!!!

Physiotherapeutische Intervention

Entzündungsphase:
Entscheidend für die Behandlung bei einem Bandscheibenvorfall ist die Heilungsphase. In der ersten Phase, die Entzündungsphase (0.-5. Tag), werden im betroffenen Gebiet Entzündungs- und Schmerzmediatoren ausgeschüttet. Dabei kommt es zu Schmerzen und zu einer Bewegungseinschränkung durch eine Schutzspannung der Muskulatur. Maßnahmen in dieser Phase sind demnach die Entlastung durch Traktion (möglicherweise auch im Schlingentisch). Dadurch wird eine Vergrößerung des Foramina intervertebrale erzielt, wodurch die Kompression reduziert wird.

Durch den Wechsel zwischen Traktion und Normalstellung der Wirbel, also Druck und Zug, wird der Stoffwechsel angeregt, wodurch das Ödem in dem Bereich abgebaut werden kann. Ebenso können Schmerz auslösende Stoffe abtransportiert werden. Die Position des Patienten, wird nach seiner schmerzfreien Lage bestimmt und kann Bauchlage, Seitenlage oder Rückenlage sein. Bei einem lumbalen Bandscheibenvorfall hakt sich der Physiotherapeut an die Beckenschaufel ein und zieht, oder je nach Position schiebt, er diese fußwärts, die andere Hand fixiert den obere Wirbelsäulenbereich (Kreuzgriff).

Durch eine hubfreie Mobilisation der BWS in Seitenlage in Verbindung mit einer mobilisierenden Massage wird für eine Sympathikusdämpfung und somit zu einer Verbesserung der Trophik (Ernährung durch verbesserten Stoffwechsel)und Schmerzen in dem Gebiet gesorgt. Im Allgemeinen wird versucht, durch vorsichtige Massagen im betroffenen Bereich, den Stoffwechsel zu aktivieren um einen reflektorischen Hypertonus zu verringern.

Neben der Massage hilft auch die Lymphdrainage, Wärmeanwendungen und eine schonenden Mobilisation der Wirbelsäule die Schmerz-und Entzündungsmediatoren abzutransportieren. Die Mobilisation findet hubfrei statt und kann zu Beginn Schmerzen auslösen, da der Patient aus seiner angenehmen Schonhaltung herausgebracht wird. Im weiteren Verlauf der Heilungsphase ist es aber wichtig ein normalen Bewegungsumfang zu erlangen. Ebenfalls wird der Patient angeleitet seinen Bandscheibenvorfall durch bestimmte Lagerung zu unterstützen, in die ursprüngliche Position zurück zu rutschen. Bei einem dorsal-medialen Bandscheibenvorall sollte eine Bauchunterlagerung erfolgen und bei einem dorsal-lateralen sollte eine Halbseitenlage auf der nicht betroffenen Seite gewählt werden und eine Unterlagerung am Bauch erfolgen. In welche Richtung, der Bandscheibenvorfall erfolgt ist, kann der Arzt auf den entsprechenden Bildgebenden Verfahren erkennen. Der Schmerz kann durch das Zurückwandern des Bandscheibenmaterials ebenfalls reduziert werden. Der Patient sollte zudem zur Selbsthilfe angeleitet werden. Dabei bieten sich Entlastungslagerungen (Stufenlagerung) an, die der Patient zu Hause, als Vorbeugung aber auch bei akuten Schmerzen, einnehmen sollte. Unterstützend kann er Wärme hinzuziehen. Des Weiteren wird mit dem Patienten in der Krankengymnastik das Richtige aufstehen und hinsetzen geübt und generell der Transfer aus Rückenlage in den Stand. Das ist wichtig, damit es nicht zu weiteren Schäden kommt und der Patient sich nachhaltig schützen kann.

Heilungsphase:
In der 2. Heilungsphase bei einem Bandscheibenvorfall, der Proliferationsphase (5.-21. Tag), nimmt die Neubildung des Gewebes weiter zu und es entsteht ein Narbengewebe. Langsam nimmt die Belastungsfähigkeit der Bandscheibe wieder zu. Die Krankengymnastik zeigt sich in dieser Phase durch eine verstärkte Mobilisation der Wirbelsäule. Die Bewegungen finden weiterhin im schmerzfreien Bereich statt und die steif gewordenen Bereiche der Wirbelsäule werden gezielt mobilisiert.

Zu Beginn ist ebenfalls eine hubfreie Stellung zu wählen, wobei das Ziel im weiteren Verlauf der Krankengymnastik eine verbesserte Beweglichkeit der Kopf-und Beckengelenke auch bei belasteten Positionen ist. Ebenso wird begonnen die neuralen Strukturen zu behandeln. Durch eine längere Schonhaltung kann es zu kleinen Verklebungen um die Nerven herum kommen, die durch Nervendehnungen vorsichtig gelöst werden. Bei der unteren Extremität wird dabei nach Lasegue behandelt, der Patient liegt in Rückenlage der Physiotherapeut hebt das Bein bis zu der Schmerzgrenze an, geht leicht aus dem Schmerz wieder raus (gibt der Patient einen Schmerz bei unter 70° kann der Test als positiv bewertet werden) und hält das Bein in der Position.

Um die Dehnung zu erzielen lässt der Physiotherapeut entweder den Kopf an beugen oder drückt den Fuß in die Dorsalextension. Diese Dehnung ist für den N. Ischiadicus, also der Nerv, der die gesamte hintere Beinkette innerviert. Für den vorderen N. Femoralis liegt der Patient in Bauchlage, der Physiotherapeut beugt das Knie so weit es geht an ohne das sich die Hüfte wegbewegt, diese Position wird gehalten und kann ebenfalls durch die Kopfstreckung nach hinten oder den Fuß in Plantaflexion mobilisiert werden.

Des Weiteren wird an ein gutes Verhaltensmuster des Bandscheibenpatienten im Alltag appelliert. Die Verhaltensregeln beim Aufstehen und Lagewechsel im Bett werden wiederholt und gefestigt und es wird ein richtiges Bücken erarbeitet. Weiterhin wird der Patient angeleitet seine Haltung zu spüren und korrigieren. Dabei soll er darauf achten, wie Kopf, BWS und Becken übereinander eingestellt sind, was durch einen Spiegel unterstützt werden kann. Eine gute Wahrnehmung des eigenen Körpers ist in der Nachbehandlung von einem Bandscheibenvorfall und auch als Prävention maßgeblich.

In der Proliferationsphase können nun auch leichte Kräftigungsübungen hinzugezogen werden, wobei von Übungen mit langen Hebeln und starker Belastung abgesehen werden sollte. Wichtig sind in der Phase vor allem die tiefen stabilisierenden Muskeln, wie der Muskel M. Multifidus oder M. Transversus abdominis. Gerne werden in dieser Phase Übungen im Wasser eingebaut um die Schwerkraft zu minimieren.

Lesen sie für weitere Informationen den Artikel Wassergymnastik

1. Übung
Ausgangsposition ist die Rückenlage, Beine sind angestellt, Zehenspitzen werden zur Nase gezogen, Becken wird fest auf die Unterlage gedrückt sodass der Unterbauch kurz wird. Diese Position 20-30 Sekunden halten, vorsichtig lösen und 10 mal wiederholen. Die Übung kann durch die bewusste Ein-und Ausatmung verstärkt werden und noch mehr Muskeln ansprechen. Als Steigerung für die Übung hält der Patient die Spannung in Bauch und Rücken und streckt über die Unterlage schleifend das Bein aus und zieht es wieder an.

2. Übung
Für die Bauchmuskulatur bleibt die Ausgangsposition gleich, ein Bein wird näher zum Bauch herangehoben und die gleichseitige Hand fasst an das Knie und es wird ein Druck gleichermaßen aus Hand und Knie aufgebaut. Danach die Seite wechseln. Jede Seite sollte 20-30 Sekunden gehalten werden und auch 10 mal wiederholt werden. Ebenso können die schrägen Bauchmuskeln durch ein überkreuztes Drücken aktiviert werden.
Bei beiden Übungen ist es allerdings besonders wichtig auf ein eventuelles Schmerzgefühl zu achten und dieses mit dem Physiotherapeuten abzusprechen, da die Übung abgewandelt werden kann. Es sollen keine Schmerzen durch die Kräftigungsübung ausgelöst werden. Neben den Isometrischen Übungen bieten sich Übungen aus dem PNF-Behandlungsschema an.

3. Übung
Der Patient kann dabei in Stufenlagerung liegen und der Patient arbeitet über die Arme. Die Bewegungsrichtung beider Arme geht nach oben außen und der Physiotherapeut gibt nur einen Führungswiderstand um eine zu Hohe Belastung auf die untere Wirbelsäule zu vermeiden. Der Patient versucht dabei die Spannung in Bauch und Rücken zu halten und bewegt die Arme.

Bei weiterhin vorhandenen Schmerzen und Hypertonus der Muskulatur können Weichteiltechniken unterstützend angewendet werden.

Konsolidierungs und Umbauphase
In der 3. und 4. Phase der Wundheilung (Konsolidierungs und Umbauphase 21. Tag- 360. Tag) ist das vorhandene Narbengewebe in eine stabileres Bindegewebe umgewandelt worden. Ab dieser Phase ist es wichtig , dass die Belastungsreize konsequent gesteigert werden um die physiologische Belastbarkeit der Bandscheiben wiederzuerlangen. Die bis dahin gelernten Verhaltensmuster bei einem akuten Bandscheibenvorfall werden langsam durch die normale Bewegungen ersetzt um das neugebildete Gewebe zu stärken. Durchblutungsfördernde Maßnahmen können weiterhin je nach Bedarf angewendet werden.

Der Hauptschwerpunkt in dieser Wundheilungsphase liegt in der Trainingssteigerung. Es sollten alle Bewegungsrichtungen wieder trainiert werden und vor allem der ehemals Bandscheibenvorfallauslöser auftrainiert werden um ein rezidiv zu vermeiden. Neben dem Training, Verbesserung der neuralen Strukturen und der Verbesserung der Mobilität, die immer noch zur Krankengymnastik/Therapie gehören, wird vor allem das Krafttraining gesteigert. Der Koordinative Anspruch kann gesteigert werden und dynamische Aspekte mit einfließen. Voraussetzung dafür ist jedoch eine Schmerzfreiheit und das Erreichen des kompletten Freiheitsgrades. Daraufhin können alle Übungen an Geräten durchgeführt werden, allerdings ist darauf zu achten, dass ein moderates Gewicht genutzt wird und nach wie vor keine extremen Bewegungen.
HWS
Die oben genannten Heilungsphasen sind Allgemein auf die Bandscheiben bezogen, jedoch bestimmte Beispiele auf den lumbalen Bereich (LWS). Bei der HWS und BWS bleiben aber die Maßnahmen ähnlich jedoch die Ausführung und die Positionen ändern sich. Bei der HWS bietet sich vor allem die Rückenlage an. Der Patient kann so seinen Kopf in die Hände des Physiotherapeuten geben und die Muskelspannung aufgeben. Der Physiotherapeut kann so eine vorsichtige Traktion durchführen oder durch leichte Bewegungen im Schmerzfreien Bereich den Stoffwechsel anregen.

Ebenso wird der Physiotherapeut eine vermehrte Muskelspannung der Nacken- und Schultermuskulatur und auch im Bereich der BWS feststellen. Bei genauer Untersuchung finden sich auch Triggerpunkte (Punkte, bei der die Myosin und Aktinfilamente der Muskulatur zu sehr ineinander festhaken), die lassen sich durch die spezielle Triggerpunkttherapie lösen. Dabei hält der Physiotherapeut den Punkt gedrückt, bis ein Schmerzpunkt von 7 erreicht wird (Schmerzskala 0 ist kein Schmerz und 10 ein Schmerz, der nicht mehr auszuhalten ist). Dieser Punkt wird so lange gedrückt gehalten, bis der Schmerz nachlässt.

Fascientherapie
Die globalen Muskelverspannungen bei einem Bandscheibenvorfall werden durch einfache Massagegriffe verbessert, wobei es dabei hauptsächlich darum geht, die Durchblutung in dem Bereich anzuregen. Durch die lange Fehlhaltung oder einseitige Belastung vor dem Bandscheibenvorfall können die Fascien im Bereich des Rückens verkleben. Die Fascien werden durch tiefe Fascientherapie gelöst, dabei arbeitet der Physiotherapeut entweder mit Hilfsmittel oder für das bessere Gefühl mit dem eigenem Daumen. Damit zieht er mit leichtem Druck im Bereich der Muskelübergänge oder Muskelsehnenübergänge die Fascie entlang. Dabei kommt es zu einem reißenden Schmerz und zu einer sofort eintretenden Rötung, was aber die gute Wirkung der Methode beweist.

Mehr zu diesem Thema erfahren sie unter Fascientraining und Faszienrolle.

Nervendehnung
Die Nervendehnung findet in Rückenlage statt. Entscheiden sind die Nerven N. Medianus, N. Radialis, N. Ulnaris, die über die entsprechende Einstellung von Schulter, Ellenbogen, Hand und Kopf gedehnt werden können. Auch hier kann der Patient zur Eigendehnung angeleitet werden.

Ein Bandscheibenvorfall der BWS kommt eher selten vor, da diese durch die Rippen gut gestützt werden und so vermehrte Belastung abgefangen werden könne. Häufiger in diesem Bereich kommt es zu Blockaden der Rippen. Liegt dennoch ein Bandscheibenvorfall vor, können durch Durchblutungsfördernde Maßnahmen (Massagen) der Heilungsprozess unterstützt werden. Lesen Sie mehr zu diesem Thema in dem Artikel Physiotherapie bei einem Bandscheibenvorfall in der BWS

Übungen für die LWS

In der Frühphase sollten nur stabilisierende, Isometrische Übungen für die Wirbelsäule durchgeführt werden.

1. Übung LWS
Patient liegt auf dem Rücken hat die Beine angestellt, Fußspitzen werden zum Körper angezogen, der Patient atmet tief in den Bauch ein beim Ausatmen kippt er das Becken soweit, dass der untere Rücken komplett auf dem Boden abliegt, dabei verkürzt sich der untere Rücken. Diese Übung kann durch wechselweise Bein ausstrecken verstärkt werden, wobei es wichtig ist, dass der Patient die Spannung in Bauch und Rücken gut halten kann.

2. Übung LWS
Gerade Bauchmuskulatur: Rückenlage, ein Bein wird näher zum Bauch hin angehoben und die gleichseitige Hand fasst an das Knie und es wird ein Druck gleichermaßen aus Hand und Knie aufgebaut. Danach die Seite wechseln.

3. Übung LWS
Schräge Bauchmuskulatur: Hände und Knie der gegenüberliegenden Seite zusammenführen, Druck aufbauen

Im weiteren Heilungsprozess können die Übungen gesteigert werden. Wichtig ist dabei, dass die Übungen keine Schmerzen auslösen.

4. Übung LWS
Patient liegt in Rückenlage und baut die Spannung wie oben auf, anstelle die Spannung zu lösen hebt er nun das Becken komplett mit an und baut eine Brücke (Bridging). Die Schulterblätter zieht er ebenfalls mit an um die Spannung im gesamten Rücken zu verstärken. Diese Position hält er ca. 30 Sekunden. (In einer noch späteren Phase der Heilung kann die Übung noch durch wechselweise anziehen des Beines verstärkt werden oder mit Beinen auf einem Pezziball aufgestellt werden)

5. Übung LWS
Patient liegt auf dem Bauch, Ellenbogen sind unter den Schultergelenken eingestellt, Knie bleiben zu Beginn aufgestellt. Der Patient zieht den Bauchnabel nach innen, sodass sich automatisch das Becken ein wenig kippt und hebt dann das Becken an. Er bildet nun eine Gerade (Unterarmstütz) und versucht diese für 20 Sekunden zu halten. Im weiteren Verlauf kann die Dauer gesteigert werden und später die Knie auch vom Boden gelöst werden.

6. Übung LWS
Patient liegt in Bauchlage, Füße sind aufgestellt, Arme werden gestreckt und dann die Schulterblätter zusammengezogen. Steigerung der Übung: Arme werden gestreckt gehalten und über Kreuz ein Bein und ein Arm hochgehoben

7. Übung LWS
Vierfüßlerstand: Patient streckt Bein nach hinten weg. Er achtet darauf das der Bauchnabel nach innen gezogen bleibt und kein Hohlkreuz entsteht. Die Übung kann gesteigert werden indem gegenüberliegender Arm und Bein zusammen unter dem Bauch gebracht werden und beide weggestreckt werden.

8. Übung LWS
Rückenlage, Patient winkelt ein Bein 90° an und streckt das andere Bein so weit aus, sodass er noch keinen Zug im Rücken spürt und wechselt dann die Seite (Fahrrad fahren)

Im weiteren Verlauf der Trainingsphase/Krankengymnastik können Übungen in der Seitenlage (Seitstütz), Übungen auf dem Pezziball und komplexere Halteübungen hinzugezogen werden, diese sollten aber unter genauer Beobachtung des Trainers oder Physiotherapeuten erfolgen.

Weitere Übungen finden Sie in den Artikeln

Übungen für die BWS

Wie oben bereits erwähnt kommt ein Bandscheibenvorfall der Brustwirbelsäule (BWS) eher selten vor, was vor allem an der guten Stützfähigkeit der Rippen liegt, aber auch an der wenigen Bewegung, die in dem Segment erfolgt. Im Folgenden werden allgemeine Beweglichkeitsübungen und Kräftigungsübungen gezeigt.

1. Übung BWS
Vierfüßlerstand: Patient betont eine Rundrücken in dem er einen Katzenbuckel nachstellt und lässt sich daraufhin komplett in die Überstreckung fallen

2. Übung BWS
Unterarmstütz (s.o.)

3. Übung BWS
Schildkröte: Patient steht am Tisch angelehnt, Hände auf Tisch aufgestellt, die Schulterblätter werden zusammengezogen und der Kopf lang nach oben raus geschoben

4. Übung BWS
Bauchlage: Füße sind aufgestellt, Arme werden gestreckt und dann die Schulterblätter zusammengezogen

5. Übung BWS
Rudern: Sitz, Ellenbogen werden nah am Oberkörper vorbeigeführt und Schulterblätter zusammengezogen

6. Übung BWS
Latzug: Sitz, Stab in die Hände, Arme werden nach oben gestreckt und der Stab hinter dem Kopf nach unten gezogen

Weitere Übungen finden Sie in den Artikeln:

Übungen für die HWS

Die kurze Nackenmuskulatur kann vor allem durch isometrische Übungen trainiert werden.

1 Übung HWS
Patient rotiert den Kopf so weit, wie möglich, Hand an die weg rotierte Wange, Spannung mit Hand und Kopf gegeneinander

2 Übung HWS
Doppelkinnbewegung (Retraktion) und nach vorne rausschieben (Protraktion) des Kopfes: Die Retraktion kann m. H. Der Hand unterstützt werden, wird die Bewegung ausgeführt drückt die Hand vorsichtig in die Endposition nach (Die selbe Bewegung kann in Rückenlage ausgeführt werden mit einem Sandkissen unter dem Kopf, dabei wird die Endposition wenige Sekunden gehalten)

3 Übung HWS
Schildkröte (s.o.)

4 Übung HWS
Rückenlage: Kopf wird gerade angehoben und wenige Sekunden gehalten (kann mit der Zeit gesteigert werden)

Weitere Übungen finden Sie in den Artikeln:

Übungen (trotz Schmerzen, ab wann, am Gerät, wie oft)

Bevor man sich für ein Training am Gerät nach einem Bandscheibenvorfall entscheidet ist es wichtig mit dem behandelnden Arzt Rücksprache zu halten. Ebenso sollte kein Training stattfinden bevor der Patient nicht die Konsolidierungsphase erreicht hat um einen zu großen Schaden auf das noch frische Narbengewebe zu vermeiden. Alle Übungen sollten nicht ausgeführt werden, wenn der Patient noch Schmerzen aufgrund des Bandscheibenvorfalls hat. Schmerzen im Bereich der Muskulatur, ausgelöst durch einen Hartspann der Muskulatur sind allerdings nicht kontraindiziert, sondern lassen sich durch das Krafttraining stärken, sodass die Ermüdung später einsetzt. Training am Gerät ist daher erst nach abklingen der Schmerzen ratsam und nur unter genauer Zusammenarbeit mit einem Trainer/Physiotherapeuten zu empfehlen. Wichtig bei dem Krafttraining ist, dass der Patient seinen Körper richtig kennt und die Grundspannung halten kann.

Kommt es zur Lastverschieben durch eine schlechte Haltung, kann jegliche Belastung einen Bandscheibenvorfall auslösen oder die Symptome wieder aufwecken. Sinnvolle Übungen sind jedoch Beintrainer (Abduktoren-, Adduktorenmaschine und Beinpresse) um mehr Kraft aus den Beinen nehmen zu können anstelle aus dem Rücken. Für die Arme und den oben Rücken bieten sich Übungen an der Zugmaschine (Latzug, Triceps- Bicepstraining) oder Rudergerät an. Übungen wie der Butterfly mit langen Hebeln sollten erstmal vermieden werden um dem Körper Zeit zur Einstellung auf das Training zu geben. Für den unteren Rücken und die Bauchmuskulatur sollten weiterhin die oben genannten Übungen durchgeführt werden. Diese können durch das Bridging, Unterarmstütz, Fahrrad fahren etc. ergänzt werden.

Zu Beginn sollte im Ausdauerbereich der Muskulatur trainiert werden, das heißt mehr Wiederholungen mit weniger Gewichten um den Körper an die Belastung zu gewöhnen. Dabei werden zwischen 15-30 Wiederholungen durchgeführt mit 3-4 Satzwiederholungen. Im Weiteren Verlauf des Krafttrainings kann dann auf ein Hypertrophietraining (Volumenaufbau)gewechselt werden um die Muskelspannung zu erhöhen. Im Allgemeinen sollte darauf geachtet werden, dass ein ordentliches Auf- und Abwärmprogramm durchgeführt wird, damit sich der Körper auf die kommende Belastung einstellen kann und Hilfe zur Regeneration bekommt.

Das Training im Fitnessstudio sollte zu Beginn 2 mal die Woche stattfinden, kann im weiteren Verlauf auf 3 mal gesteigert werden. Wichtig ist, dass eine ordentliche Regenerationszeit eingehalten wird. Außerdem ist es vor allem in den ersten Trainingswochen wichtig genau auf seinen Körper zu achten und bei den kleinsten Schmerzen den Trainer und den Arzt hinzuzuziehen, da es entweder an einer falschen Ausübung liegt oder am falschen Training.

Mehr Informationen über das Gerätetraining erhalten Sie auf der Seite Krankengymnastik am Gerät.

Bandscheibenvorfall - Anatomie

Der Bandscheibenvorfall in der LWS überwiegt den Bandscheibenvorfall der HWS und BWS. Häufiger als der komplette Bandscheibenvorfall, ist die Vorstufe Bandscheibenvorwölbung. Die Wirbelsäule teilt sich in die Abschnitte HWS (7 Wirbel), BWS (12 Wirbel +Rippen), LWS (5 Wirbel) und Kreuz- Steißbeinbereich auf. Es zeigt sich eine physiologische Krümmung durch eine Lordose im HWS und LWS- Bereich und eine Kyphotische Stellung der BWS und Sakroilliacalgelenk. Die Krümmung sorgt für eine bessere Absorbierung der Kräfte, die durch normale Alltagsaktivitäten auf die Wirbelsäule wirken. Zwischen dem 1. Halswirbel und dem 5. Lendenwirbel liegen die Bandscheiben.

Im schlimmsten Fall verliert das Bandscheibenmaterial komplett den Kontakt zur Bandscheibe (Sequester). Je nachdem in welche Richtung das Bandscheibenmaterial verschoben ist, kann es zu Beeinträchtigungen der Nervenwurzel oder Rückenmarks kommen. Protrusionen sind häufig nur Zufallsbefunde, die aufgrund von Ausschlussuntersuchungen entdeckt werden und meistens keine Symptome auslösen. Ein Bildgebendes Verfahren zeigt zwar eine Schädigung definitiv an, sagt aber nichts über das gesamte Beschwerdebild aus, demnach muss auf die genauen Angaben des Patienten bei einem Bandscheibenvorfall geachtet werden.

Der am häufigsten betroffene Bereich eines Bandscheibenvorfalls liegt zwischen dem 5. und 7. Halswirbel und dem 4.-5. Lendenwirbel, in diesem Bereich kommt es zu starken statischen und dynamischen Belastungen. Im Bereich der BWS treten eher selten Bandscheibenvorfälle auf, da die Wirbelkörper zusätzlich durch Rippen unterstützt werden, die somit ebenfalls Kräfte abfangen können, sodass die Bandscheiben entlastet werden. Je nach Schweregrad von einem Bandscheibenvorfall kann es zu einer Lumbalgie (lokaler Gelenkschmerz), Ischialgie (Nervenschmerzen mit Ausstrahlung in die Extremitäten), Sensibilitätsstörungen in den entsprechenden Hautarealen, die von Nerven aus den bestimmten Segmenten innerviert werden (Dermatom), Schwächung oder Ausfall der Kennmuskeln, Muskelverspannungen und natürlich eine Schonhaltung (meist gebeugte Haltung) kommen. Wichtig ist, dass alle Symptomatiken vom Arzt abgeklärt werden. Der Arzt wird ein CT, MRT und Röntgenbild erstellen lassen, um vor allem auch betroffene umliegende Gelenke (ISG, Hüfte) auszuschließen.

Lesen sie mehr zu diesem Thema unter Bandscheibenvorfall Schmerzen und Physiotherapie bei einer Spinalkanalstenose

Weitere therapeutische Verfahren

Neben der krankengymnastische Behandlung (Krankengymnastik) und der begleitenden Trainingstherapie gibt es auch eine ärztliche Therapie. Die kann aus schmerzlindernden Medikamenten oder bei nicht eintretender Verbesserung durch eine Operation der Bandscheibe bestehen. Ebenfalls bietet sich eine physikalische Therapie an, welche aus Elektrotherapie, Massageeinheiten, Wärmepackungen (Fango, Moor, Heißluft) besteht oder Entlastungspositionen im Schlingentisch. Des Weiteren kann begleitend eine, Rückenschule, Wirbelsäulengymnastik oder Wassergymnastik in einer Gruppe gemacht werden.

Zusammenfassung

Der Bandscheibenvorfall wird immer häufiger, muss aber nicht sofort operiert werden. Konservativ lassen sich die Beschwerden durch Krankengymnastik sehr gut lindern. Dabei ist es entscheidend in welcher Heilungsphase der Patient steckt, denn danach richtet sich die Therapie. Zu Beginn werden Schmerzlindernde Maßnahmen durchgeführt, die durch Entlastungspositionen und Durchblutungsfördernden Weichteiltechniken geschehen. Im weiteren Verlauf bleiben diese Maßnahmen unterstützend erhalten, allerdings wird die Mobilisation der Wirbelsäule ein wichtiger Bereich. Ebenso die aktive Kräftigung der insbesondere stabilisierenden, tiefliegenden Muskulatur wird ein großer Teil der Behandlung.

Der Patient wird zu einer guten Eigenwahrnehmung geleitet, sodass er ein bestimmtes Verhaltensmuster ändert und Rückenschonender agiert. Dies ist wichtig um ein rezidiv zu vermeiden und die Übungen auch über die akute Phase hinaus beizubehalten. Sobald der Patient Schmerzfrei ist und der behandelnde Arzt seine Zustimmung erteilt, kann eine Training an den Geräten hinzugenommen werden, dabei ist es allerdings wichtig, dass die Übungen ordentlich und mit guter Grundspannung erfolgen und ein Trainer/Physiotherapeut zur Seite steht um mögliche Fehler rechtzeitig zu beheben.

Das Training ist allerdings wichtig, um ein gutes Muskelkorsett zu bekommen und einen weiteren Bandscheibenvorfall zu vermeiden und die Alltagsbelastungen besser zu kompensieren. Zusammenfassend ist nochmals darauf hinzuweisen, dass alle Maßnahmen, die vom Physiotherapeut ausgeführt werden oder vom Patienten eigenständig durchgeführt werde in Absprache mit dem behandelnden Arzt geschehen.